Die Kreisgemeinschaft Ortelsburg war mit ihrem dritten Friedhofsprojekt im Juli 2015 erneut erfolgreich. Zahlreiche aus Deutschland angereiste Akteure und Bewohner aus dem Kreis Ortelsburg trafen sich zu einer Arbeitswoche in Langenwalde. Sie schafften es gemeinsam, den dortigen Friedhof wieder zu einem Ort des Andenkens an die ehemaligen Bewohner und ihre Verstorbenen werden zu lassen.
Dass dieses Vorhaben tatsächlich eine Erfolgsgeschichte werden konnte, ist der Einsatzbereitschaft, dem Improvisationstalent und der Ausdauer der ehrenamtlich Beteiligten zu verdanken. Vor allem aber ist die Unerschrockenheit zu nennen, die ihnen eine erste „Besichtigung“ des Friedhofes abverlangte. Denn was sie dort vorfanden, war Wildnis. Oder genauer: ein Wald, in dessen dichtem Unterholz sich eine ungewisse Anzahl Gräber auf zunächst nicht überschaubarem Areal befinden sollte.
Von Beginn an konnten jedoch alle notwendigen Arbeiten ausgeführt werden. Dies gewährleistete die wechselnde Zusammensetzung der täglich bis zu 27 Aktiven. Nach der ersten Lagebesprechung ging es tatkräftig los. Das Dickicht lichten, Bäume fällen, Grabstellen finden, hacken, jäten, schneiden, Grabeinfassungen richten, Grabsteine aufstellen, Inschriften sichtbar machen, Grabsteine aus dem Brunnen holen usw. – bei der Vielfalt der Aufgaben wurde jede Hand gebraucht. Auch jedes zusätzlich herbeigeschaffte technische Hilfsmittel war von Nutzen und jede praktikable Idee war willkommen.
Vom Kind bis zum Senior arbeiteten alle Altersgruppen zusammen. Gemeinsam wuchs die Überzeugung: "Das packen wir!" Ortsansässige Familien, die Freiwillige Feuerwehr, der Dorfvorsteher mit seinen Helfern, die Mitglieder der deutschen Minderheit vom Verein „Heimat“ und die ca. 20 aus Deutschland angereisten Ortelsburger haben sogar die Sprachbarrieren aus dem Weg geräumt. Insgesamt erinnern nun auf dem gänzlich freigelegten Friedhof die 75 noch auffindbaren und restaurierten Gräber und Grabstätten an Menschen und Schicksale im ehemaligen Langenwalde.
Was aber auch noch passierte, und das ist ein wesentlicher Gewinn der Aktionswoche: Der Austausch über Land und Leute in Vergangenheit und Gegenwart verband die Menschen auf intensive Art. Es gab Familien- und Dorfgeschichten aus Masuren, historische und aktuelle Fragen bis hin zu religiösen Themen in den vielen rund um die Gräber stattfindenden Gesprächen. Die abendlichen Treffen mit z.B. Schwimmen im See bei der Pension gehörten ebenso dazu. Und der großen Gastfreundschaft der Freiwilligen Feuerwehr sind ein Tagesausklang mit Lagerfeuer und ein zünftiges Wildschweinessen zu verdanken.
Alle angereisten Akteure sind sich einig: Private Ressourcen (z.B. Freizeit, Selbstzahlen von Anreise, Kost und Logis usw.) in einem solchen bi-nationalen Projekt sind lohnenswert und, erweitert um den Kostenzuschuss der Kreisgemeinschaft, gut eingesetzt.
Sichtbares Zeichen und Symbol eines geschichtsbewussten Handelns auf deutscher und auf polnischer Seite in Sachen Erinnerungsarbeit war dann die gemeinsame Gedenkandacht. Sie war gut besucht und wurde im ökumenischen Geist (mit Übersetzung in beiden Sprachen) vom evangelischen und katholischen Pfarrer gehalten.
Friedhof Montwitz im neuen Glanz Juli 2014 Gregor Gonsowski