Viele Wege führen nach Rom, einige aber auch in das kleine masurische Dorf Liebenberg. Letzteren folgten auch in diesem Jahr wieder 20 Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands. Sie begaben sich auf die Reise in den Kreis Ortelsburg/Szczytno, um sich aktiv an der 5. Friedhofsaktion der Kreisgemeinschaft Ortelsburg zu beteiligen.
Genoss man am Sonntag, 06.08.2017, noch in aller Ruhe den Gottesdienst in Ortelsburg und das anschließende Kaffeetrinken bei Pfarrer Borski, hieß es am darauffolgenden Montagmorgen, raus aus den Federn und rein in die Arbeitsklamotten.
Ausgerüstet mit Spaten, Harken, Bürsten, Astscheren und dergleichen mehr begab man sich auf den evangelischen Friedhof. Bei dessen Betreten wurde schnell klar, wie der Ort Liebenberg zu seinem heutigen Namen Klon (auf deutsch: „Ahorn“) kam. Ahorn gedeiht hier besonders gut. Und auch die allseits bekannten Knallerbsenbüsche waren breitflächig vertreten. So galt es, die überwucherten Gräber freizulegen. Im Anschluss wurden sie vom Moos, das zwar dekorativ anmutete, allerdings den Grabsteinen schwer zusetzte, befreit. Eingefallene Gräber wurden zudem wieder angehoben. Ob wir herausfinden würden, wer hier und da begraben lag?
Leider blieben einige Grabstellen weiterhin anonym. Das lag unter anderem daran, dass viele Grabplatten in der Vergangenheit zerstört wurden. Zum Teil waren die Grabinschriften aufgrund des Alterungsprozesses einfach nicht mehr zu erkennen.
Dank des Einsatzes der Liebenberger Feuerwehr, der Unterstützung der Bevölkerung und Urlaubern, die sich spontan dazu entschlossen hatten mit anzupacken, kamen wir gut voran. So konnten alle mit dem Endergebnis zufrieden sein.
Doch damit nicht genug. Wie auch in den Jahren zuvor fand zum Abschluss der Arbeiten die traditionelle Andacht statt. Hier kamen alle noch mal zusammen – ehemalige Bewohner Liebenbergs, deren engste Familienangehörige auf dem Friedhof bestattet wurden, Nachfahren von bereits im 18. Jahrhundert in Liebenberg ansässigen Familien und interessierte Mitreisende, die mitunter zum ersten Mal in die kleine Welt Masurens eintauchten. Sie standen Seite an Seite mit der heute (noch) in Masuren lebenden Bevölkerung, einschließlich der Vertreter der Gemeinde Friedrichshof, den Mitgliedern der Liebenberger Feuerwehr und einzelnen Vertretern der hiesigen Kirchen. Es folgten Worte, die von Herzen kamen - Worte, die Herzen berührten...
Diese Worte führten zu weiteren, tiefergehenden Gesprächen. Getreu dem Motto des Dialog-Kreises der Kreisgemeinschaft Ortelsburg „Razem gadać – Miteinander reden“ wurde die Nacht zum Tag gemacht. Es gab einen regen Austausch, einerseits zwischen Deutschen und Polen, andererseits zwischen den Generationen. Hier zeigte sich, wie vielfältig und vielschichtig die jeweiligen Familiengeschichten selbst und auch der Umgang mit diesen sind.
Um ein solches Projekt zu bewerkstelligen bedarf es einer aufwendigen Vorbereitung. Erwin Gregor Gonsowski von der Kreisgemeinschaft Ortelsburg hatte hier wie in den Jahren zuvor den Hut auf. Dabei wurde er neben Jürgen Zera von zwei jungen Damen unterstützt, Agata Kaczmarska und Aneta Gut, die nicht nur für eine reichhaltige Verpflegung vor Ort sorgten, sondern auch dazu betrugen, unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Das Rundum-Sorglos-Paket vervollständigte schließlich der Fotograf Robert Arbatowski, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit vor Ort kümmerte und mit seinen Aufnahmen in Bild und Ton begeisterte.
Vielen lieben Dank dafür. Ebenso ein großes Dankeschön an alle Teilnehmer, Helfer und Helfershelfer, Spender und an die Kreisgemeinschaft Ortelsburg, die dieses Projekt unterstützten und somit dazu beitrugen, daraus ein unvergessliches Erlebnis zu machen.
Fremd
ist der Fremde nur in der Fremde.
Karl
Valentin
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