Edmund Kucinski,
Vorsitzender des Kulturvereins "Heimat" in Ortelsburg

Dieter Chilla,
Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Ortelsburg in Herne
mit Monika Krzenzek vom Vorstand des Kulturvereins

Trachten
masurische Trachtengruppe

Ortelsburg. 25. Geburtstag der Gesellschaft „Heimat”

Wir sind Nachbarn


Nach langer Arbeit steht einem eine Weile des Aufatmens zu. Ein solches Aufatmen gab es kürzlich an einem der letzten warmen Sonntage. An diesem Tag beging bei richtig sonnigem Wetter die Kulturgesellschaft „Heimat“der Deutschen in Ortelsburg das 25-jährige Jubiläum ihres Bestehens.

An der Feier im Hotel „Leśna“ nahmen zahlreiche wichtige Gäste teil, u.a. der aus Ortelsburg stammende Beauftragte des Marschalls der Woiwodschaft für nationale und ethnische Minderheiten Wiktor Marek Leyk und Dieter Chilla, der Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Ortelsburg, und auch Pfarrer Alfred Borski, der Propst der Evangelisch-Augsburgischen Gemeinde in Ortelsburg. Unter den Gästen waren auch Delegationen der deutschen Gesellschaften in Bischofsburg und Mohrungen.

Wie gewöhnlich begann die Jubiläumsfeierlichkeit mit offiziellen Auftritten. Zwei davon verdienen besondere Beachtung.

Als erster ergriff Dieter Chilla, der Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Ortelsburg in Herne, das Wort. Er dankte allen Aktiven der Organisation für ihren Einsatz und ihre Arbeit, die sie in ihre Existenz eingebracht hatten: dem Vorsitzenden Edmund Kuciński, dem ehemaligen Vorsitzenden Arkadiusz Leska sowie Helena Samsel und Helga Jurewicz.

- Dass es zur Annäherung beider Staaten gekommen ist, hat seine Grundlage auch darin, dass Menschen auf beiden Seiten der Grenze wahrnahmen, dass sie Nachbarn sind. Polen und Deutsche sind Nachbarn. Wir können voneinander lernen und zusammen Nutzen ziehen – nur zusammen, nicht gegeneinander. Dass sich die beiden Staaten einander näher gekommen sind, basiert auch vor allem auf direkten zwischenmenschlichen Kontakten. Und auf diesem Gebiet ist die Tätigkeit der Gesellschaft „Heimat“ hoch zu schätzen. Die Kreisgemeinschaft Ortelsburg, die 6000 Mitglieder zählt, die zum größten Teil hier geboren sind oder hier ihre Wurzeln haben, ist bereit, die Gesellschaft „Heimat“ in ihrer Arbeit auch weiterhin zu unterstützen und mit so vielen Menschen wie möglich hier in Ortelsburg Kontakt zu halten, unterstrich Dieter Chilla.

Danach wandte sich Wiktor Marek Leyk an die Versammelten. Er sprach auf Polnisch und Deutsch, in beiden Sprachen fließend, wie es sich für einen ordentlichen Masuren gehört. Er erinnerte daran, dass unter den Gründern von „Heimat“ seine Freunde Zygfyd Leska und Ruth Kubiczek gewesen waren.

- Niemand von uns dachte damals, dass wir in so einer ungezwungenen Atmosphäre das 25-jährige Jubiläum feiern können. Die deutsch-polnische Zusammenarbeit ist ein gutes Beispiel für andere, z.B. die polnisch-ukrainischen Beziehungen. Die Existenz einer deutschen Minderheit in Polen in organisierter Form trug reiche Früchte nicht nur in den zwischenmenschlichen Kontakten, sondern auch in Kultur, gesellschaftlichem Verhalten, Wissenschaft, Wirtschaft und der Partnerschaft von Städten, Gemeinden und Kreisen, zählte der Minderheitenbeauftragte auf.

Den offiziellen Teil beendeten die Glückwünsche der befreundeten Organisationen, nicht nur der deutschen, nach denen alle die Ostpreußenhymne „Land der dunklen Wälder…“ sangen.

Im künstlerischen Teil trat Monika Krzenzek mit ihrer Schwester Wiktoria auf. Monika sang an diesem Tag nicht nur, sondern war auch Moderatorin und wachte über den Ablauf des Treffens. Dabei half ihr Paweł Samsel. Außer den Schwestern erschienen auf der Bühne die Gruppe „Mazury“ aus dem Städtischen Kulturhaus in Ortelsburg, die Gruppe „Kolonianki“ aus Köln sowie die Gruppe „Antonówki“ von der Mohrunger Gesellschaft deutscher Bevölkerung „Herder“ in Mohrungen. Während der Feier gab es einen Wissenswettbewerb über Ortelsburg. Zwölf Personen, die richtig auf die Fragen geantwortet hatten, erhielten attraktive Bildbände über diese Stadt.

Was war im Verlauf dieser 25 Jahre das Wichtigste für die Gesellschaft? – Die Unterstützung von Seiten der deutschen Landsleute – der Masuren in Deutschland und die guten Kontakte mit der Stadtverwaltung. Wichtig ist auch, dass dank unserer Existenz und unserer Aktivitäten die Menschen in der Stadt und der Umgebung verstanden haben, dass die Geschichte Ortelsburgs nicht 1945 beginnt und dass sie viele schöne Seiten hat, auf die die heutigen Einwohner stolz sein können, zählt Edmund Kuciński auf.

- Ich ergänze dazu noch unsere monatlichen Treffen. Wir kannten uns nicht, jeder lebte für sich. Dank ihnen haben wir uns kennengelernt und schufen eine Gemeinschaft, deren Existenz und Wirken in Stadt und Landkreis zu sehen sind, fügt Helga Jurewicz hinzu.

Die Kulturgesellschaf „Heimat“, in der sich die deutsche Minderheit in Ortelsburg organisiert hat, wurde am 14.01.1991 registriert. Seit ihrer Entstehung gehört sie zum Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren. Am Anfang zählte sie über 600 Personen, zurzeit sind es etwa 200.

Text: Lech Kryszalowicz, Übersetzung: Uwe Hahnkamp

aus: Mitteilungsblatt der deutschen Gesellschaften für Ermland und Masuren, 10/2016