Max Meyhöfer
Max Meyhöfer

Max Meyhöfer   zum Gedenken

Vor 30 Jahren am 25. Mai 1972 verstarb nach einem Leben voller Arbeit und Pflichterfüllung für seine ostpreußische Heimat im Alter von 82 Jahren der letzte Direktor der Hindenburgschule Ortelsburg Dr. Max Meyhöfer. Die Zahl derer, die ihn gekannt haben, nimmt schnell ab und so sollen sein Wirken und seine Persönlichkeit nicht in der Vergessenheit versinken. Dr. Gustav Friedrich Max Meyhöfer wurde am 30. Juli 1889 in Schwirgseln, Krs. Gumbinnen geboren. Als er 1929 mit der Leitung des Ortelsburger Hindenburggymnasiums betraut wurde, war er 40 Jahre alt, verheiratet, hatte zwei Kinder und hatte nach dem Studium an der Albertusuniversität in Königsberg bereits eine hervorragende pädagogische und wissenschaftliche Laufbahn absolviert.

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Er war wohl der Letzte, der etwa am 22. Januar 1945 das schon zerstörte Schulgebäude betrat und einer der letzten, der Ortelsburg beim Angriff der Russen verließ.

Nach dem Krieg war er Lehrer an der Cäcilienschule (Mädchengymnasium) in Oldenburg und zog 1951 nach Göttingen, wo er im staatlichen Archivlager (ehemals Königsberger Staatsarchiv) wissenschaftlich arbeitete und in der Reihe der Publikationen des Göttinger Arbeitskreises mehrere Bücher herausbrachte darunter die grundlegenden Bücher unserer Ortelsburger Heimatliteratur wie "Der Kreis Ortelsburg", "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" nebst "Ergänzungsband".

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Die Kreisgemeinschaft wird Dr. Meyhöfer stets ein ehrendes und dankbares Gedenken bewahren

Edelfried Baginski in "Ortelsburger Heimatbote" 2002

Das Buch unserer Landgemeinden

Max Meyhöfer, Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg.

Ein Beitrag zur Besiedlung, Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftsgeschichte vom 14. Jahrhundert bis 1945. Verlag Holzner Würzburg 1967, 326 Seiten. (Ostdeutsche Beiträge aus dem Göttinger Arbeitskreis XXXIX),

Max Meyhöfer, den um die ostpreußische Geschichte und besonders die mehrerer masurischer Kreise verdienten Forscher, braucht man den Ortelsburgern nicht vorzustellen. Als der letzte Direktor des Ortelsburger Gymnasiums und als Bearbeiter des schon 1957 erschienenen Heimatbuches des Kreises ist er wohl bekannt. Diesem Heimatbuch hat er jetzt ein Werk über die Landgemeinden des Kreises folgen lassen. Es ist nach dem Muster des von ihm 1966 verfaßten Buches über die Landgemeinden des Kreises Lötzen gearbeitet und von gleich hohem Wert wie dieses. Die 157 Landgemeinden des Kreises werden nach einem Schema, das Vergleiche ermöglicht, kurz und präzise abgehandelt. Bis etwa 1870 konnte sich der Verfasser auf die Bestände des ehemaligen Königsberger Staatsarchivs stützen. Er hat sie erforscht und ausgewertet. Für die letzten Jahrzehnte war er auf die nicht allzu reichliche Literatur und auf Befragung der überlebenden Kreiseingesessenen angewiesen. Auch wenn er dabei von dem Kreisvertreter und den Ortsvertretern unterstützt wurde, machte das doch einen ausgedehnten Briefwechsel nötig. Die Mühe war groß, aber sie hat sich gelohnt.

Nach einem einleitenden Abschnitt über die typische Entwicklung der Siedlung und der Landwirtschaft des Kreises folgen die Geschichten der Landgemeinden in alphabetischer Ordnung nach folgendem Schema: Meßtischblatt, der Name und seine Herkunft, Flächengröße und Umgrenzung, Einwohnerzahl nach Berufszugehörigkeit, Ergebnis der Volksabstimmung vom 11. Juli 1920, Name des letzten Bürgermeisters. Diesen statistischen Angaben folgt eine zusammenhängende Darstellung der Geschichte, Wirtschaft und Kultur der Gemeinde. Diese Darstellungen sind je nach dem Vorhandensein von Quellen verschieden ausführlich, doch steht natürlich die Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft im Mittelpunkt. Persönliche Schicksale mußten dabei in den Hintergrund treten. Das gilt auch für die Erlebnisse bei der Flucht und Vertreibung im Winter 1945. Hier werden nur die Namen der von den Sowjets – in einigen Fällen auch von den Polen – ermordeten Landsleute mitgeteilt. Es sind nicht weniger als 651, darunter Greise, Frauen und auch Kinder in großer Zahl, nicht gerechnet diejenigen, die auf der Flucht umgekommen oder von den Sowjets verschleppt worden und nicht zurückgekehrt sind, nicht gerechnet auch diejenigen, die als Soldaten im Kriege gefallen sind. Wenn man bedenkt, daß die Sowjets den Kreis ohne Kämpfe besetzt haben, handelt es sich bei den 651 Toten einwandfrei um Morde, um Kriegsverbrechen, von denen man aber heute nicht spricht.

In einem Punkte steht das Ortelsburger Buch dem Lötzener leider nach. Dieses enthält von jeder Gemeinde eine Karte, den Ausschnitt aus dem betreffenden Meßtischblatt mit der Einzeichnung der Gemeindegrenzen und der Abbauten. Auch für die Ortelsburger Landgemeinden hatte Meyhöfer die Karten vorbereitet. Sie zu drucken, hätte die Mittel des Göttinger Arbeitskreises überstiegen oder den Preis des Buches zu sehr verteuert. So mußte Meyhöfer auf die Karten verzichten. Aber auch ohne sie ist sein Buch eine wertvolle Bereicherung unserer Heimatliteratur und der wissenschaftlichen Landesforschung. Die Ortelsburger Kreiseingesessenen und alle Ostpreußen können dem Verfasser nur dankbar sein für die Mühe die er sich gemacht hat, und für die Frucht dieser Mühe. Und auch dem Göttinger Arbeitskreis wollen wir danken, der dieses Buch in die Reihe seiner "Ostdeutschen Beiträge" aufgenommen, es betreut und den Druck möglich gemacht hat.

Dr. Gause in "Ortelsburger Heimatbote" © 1968 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg