Am 13. Dezember 1962 wurde die Patenschaftsurkunde in der Aula der Realschule der Stadt Wanne-Eickel unterzeichnet. 50 Jahre sind seitdem vergangen. Durch die kommunale Neuordnung des Ruhrgebietes schlossen sich 1975 die Orte Herne und Wanne-Eickel zur Stadt Herne zusammen, wobei die Stadt Herne alle Pflichten und Aufgaben von Wanne-Eickel übernahm, und somit auch die Patenschaft für die Kreisgemeinschaft Ortelsburg.
50 Jahre Patenschaft, das war Allen klar, mussten durch eine dem Anlass würdige Veranstaltung begangen werden. In Absprache mit der Stadt Herne wurde als Ort für die Feier die Musikschule in der Gräffstraße in Herne gewählt, da sich in ihren Räumen die Ortelsburger Heimatstube befindet und die Aula der Musikschule sich als passender Raum für die Feierstunde anbot. Nach diesem Plan vorgehend wurden Einladungskarten erstellt, die sowohl von dem Oberbürgermeister der Stadt Herne, Horst Schiereck, als auch von dem Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Ortelsburg, Dieter Chilla, unterzeichnet wurden. So erfolgten Einladungen für den 15. Dezember 2012 an den Rat der Stadt Herne, die Kreistagsmitglieder der Kreisgemeinschaft Ortelsburg sowie der Kreisgemeinschaft freundschaftlich verbundener politischer Ehrengäste und dem Betreuungsteam der Ortelsburger Heimatstube.
Nach dieser Einladung fanden sich am 15.Dezember 2012 um 14:00 Uhr 70 Personen in der Aula der Musikschule zusammen. Die Feierstunde wurde durch klassische Musik mit Werken von Corelli, Dvorak, Chopin und Buccherini eingerahmt, die von Mitarbeitern der Musikschule vorgetragen wurden. Zu Beginn erklang das bekannte Stück "Pomp and Circumstances" von Edward Elgar. Dann begrüßte Dieter Chilla die Anwesenden, wobei der Oberbürgermeister der Stadt Herne, Horst Schiereck, sein Vorgänger, Wolfgang Becker, Dr. Renate Sommer, Mitglied des Europaparlamentes, Ingrid Fischbach, Mitglied des Bundes, Dr. Hans-Jakob Tebarth, Leiter der Martin-Opitz-Bibliothek, namentlich genannt wurden. Desgleichen wurden die Vertreter des Herner Stadtparlamentes der Fraktionen SPD, CDU, FDP, Alternative Liste und Unabhängige Bürger, sowie die Vertreterin des Kulturbüros, herzlich begrüßt.
In seiner Begrüßungsansprache wies Dieter Chilla darauf hin, dass die Ortelsburger und Masuren nicht erst mit Ende des 2. Weltkrieges als Flüchtlinge nach Herne und ins Ruhrgebiet kamen, sondern bereits im 19. Jahrhundert mit dem Abteufen der Zechen als Arbeitskräfte für den Bergbau angeworben und hier sesshaft wurden. Während die Zusammenschlüsse bis zum 2. Weltkrieg auf kirchlicher Ebene erfolgten, wurden nach dem Krieg, durch die Problematik der Familienzusammenführung und der Bildung der Landsmannschaft Ostpreußen die Kreisgemeinschaften gegründet. Man benötigte Versammlungsräume sowie Ablagen für erarbeitete Dokumentationen und weitere vielschichtige Unterstützung. So kam es zu der Patenschaft, die dankend angenommen wurde.
Oberbürgermeister Horst Schiereck bejate in seiner Ansprache die lebende Patenschaft zwischen der Stadt Herne und der Kreisgemeinschaft Ortelsburg. Er überreichte dem Vorsitzenden, Dieter Chilla, und dem Ehrenvorsitzenden, Edelfried Baginski, eine gerahmte Erinnerungsurkunde und ein Geldgeschenk der Stadt Herne. Freudig vernahmen die Anwesenden der Kreisgemeinschaft die Worte des Oberbürgermeisters, dass diese Patenschaft von der Stadt Herne auch weiterhin gepflegt und mit Leben erfüllt werde. Da der Oberbürgermeister aus terminlichen Gründen die Feier vorzeitig verlassen musste erfolgte bereits an dieser Stelle die Übergabe eines Geschenkes der Kreisgemeinschaft an den Oberbürgermeister. Es war eine aus Messing gegossene, auf einem Holzrahmen , der das Ortelsburger Wappen trägt, befestigte Glocke. Diese Glocke solle bei Sitzungen des Stadtrates nur harmonische und besinnliche Töne erklingen lassen.
Als nächster Redner zeigte Edelfried Baginski den Weg der letzten 50 Jahre unter der Wanne-Eickeler- / Herner-Patenschaft auf. In 50 Jahren ist vieles geschehen. Mehrere Oberbürgermeister aber auch Vorsitzende der Kreisgemeinschaft führten die Patenschaft durch diese Jahre. Die Unterzeichnung der Patenschaftsurkunde aus dem Jahr 1962 trägt die Namen Edmund Weber und Max Brenk. Als weitere Oberbürgermeister wären zu nennen Manfred Urbanski, der ab 1975 die Patenschaft für die Stadt Herne übernahm, sowie Willi Pohlmann, Wolfgang Becker und jetzt Horst Schiereck. Bei der Kreisgemeinschaft waren es die Vorsitzenden Gustav Heybowitz, Wilhelm Geyer, Edelfried Baginski und jetzt Dieter Chilla. Sie alle trugen zu einer lebenden Patenschaft bei, so dass die Kreisgemeinschaft Ortelsburg heute in Herne eine feste Institution ist. Über die Heimatstube hinaus finden alle Dorf-, Kirchspiel- und das große, jährlich stattfindende Hauptkreistreffen, dass in diesem Jahr von 700 Teilnehmern besucht wurde, im Kulturzentrum in Herne statt. Herne ist somit Heimstatt der Ortelsburger geworden. Eine lebende Patenschaft.
Dr. Hans-Jakob Tebarth überbrachte die Grüße der Martin-Opitz-Bibliothek. Als Bibliothek des deutschen Ostens liegt hier die Zusammenarbeit mit der Kreisgemeinschaft Ortelsburg schon fast zwangsläufig auf der Hand. Man pflegt gute Kontakte auf unterschiedlichen Ebenen und unterstützt sich gegenseitig wo immer es erforderlich wird.
Nach dem Menuett von Luigi Boccherini lud Dieter Chilla in seinem Schlusswort alle Anwesenden zu dem vor der Heimatstube aufgebautem Buffett ein. Hier biete sich noch die Gelegenheit zu einem guten Gedankenaustausch zwischen den Vertretern der Stadt und den Vertretern der Kreisgemeinschaft.
Den Schlusspunkt der Feierstunde setzte, unterstützt durch das Salonensemble Cantabile, das gemeinsam gesungene Lied "Land der dunklen Wälder und kristall'nen Seen".
Hans Napierski
Westdeutsche Allgemeine Zeitung 50 JAHRE PATENSCHAFT Ortelsburger feiern gelungene Integration