PAZ
Zeitung

Wir Ostpreußen   Die Heimatkreise berichten   Ortelsburg   1949

15. März

Liebe Ortelsburger! Wie wundervoll ist es, daß trotz aller Schwierigkeiten unser ostpreußisches Mitteilungsblatt nun da ist und wir uns nun regelmäßig durch ,Wir Ostpreußen' grüßen können. Wie sehr auf dieses, uns alle verbindende Heimatblatt gewartet wurde, ist mir täglich in vielen Briefen aus allen Gegenden bestätigt worden. Durch Berichte und Mitteilungen wird uns die Heimat nun wieder näher gerückt. Es sollte bald keine Ortelsburger Familie mehr geben, die unser Heimatblatt nicht hält! – Unsere Ortelsburger Kartei wächst täglich, aber noch viele sind uns verborgen. Ich richte daher an alle Ortelsburger, mit denen noch keine Verbindung besteht, die dringende Bitte, sich schnellstens bei mir zu melden. Auf jede Meldung hin werden sofort die beiden ersten Kreisrundbriefe zugesandt. – In heimatlicher Verbundenheit grüßt:   Gerhard Bahr


01. Juni

Liebe Ortelsburger! Wir sind soeben dabei, als Pfingstgruß den dritten Kreisrundbrief zur Post zu geben. Alle in den nächsten Wochen noch neu Hinzukommenden werden ihn ebenfalls erhalten. 8000 Ortelsburger haben wir nun schon in unserer Kartei vereinigt. Die Suche geht weiter, denn es fehlen noch tausende aus den westlichen Landen. Jeder Name und jede Stimme sind eine Stärkung für unsere gemeinsame Aufgabe. Immer wieder wird der Wunsch nach Anschriftenlisten an mich herangetragen. Ich kann mich mit dieser immerhin recht kostspieligen Angelegenheit erst dann befassen, wenn unsere Kartei einen gewissen Grad des Abschlusses erreicht hat. Darum helfen Sie mir bitte, wo und wie Sie immer nur können, bei der Vollendung unseres Zusammenschlusses. Ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen in Hannover. – Mit heimatlichem Gruß Ihr   Gerhard Bahr


15. Juni

"Liebe Ortelsburger! Unser 3. Kreisrundbrief wird nun alle erreicht haben. Inzwischen kommen nun täglich von allen Seiten die ersten Anmeldungen zur Ostpreußen-Woche und zu unserem Kreistreffen am 10. Juli in Hannover, und aus den vielen Briefen spüren wir die Vorfreude auf dieses Wiedersehen in hoffentlich recht großem Kreise! Soweit Nachtquartiere bestellt wurden bzw. benötigt werden, melden sich die in Hannover eintreffenden Ortelsburger beim Städt. Verkehrsamt, gegenüber dem Bahnhof, Ecke Luisenstraße. Es stehen auch billige Massenquartiere zum Preise von DM 0,50 zur Verfügung. Wer Massenquartier benutzen will, muß sich mit Decken ausrüsten.

Unser Kreistreffen findet also am Sonntag, dem 10. Juli, im Anschluß an die Großkundgebung um 14:30 Uhr im Saal Reinhardsgarten, Gehegestraße, statt. Auf pünktlichen Anfang müssen wir besonderen Wert legen. Ortelsburger, die bereits am Sonnabend, dem 9. Juli, in Hannover sind, können sich ab 18:00 Uhr ebenfalls dort treffen.

An die in Hannover ansässigen Ortelsburger richte ich die Bitte, mich bei den Vorbereitungen für unser Kreistreffen zu unterstützen und sich dieserhalb schnellstens mit mir in Verbindung zu setzen. Auch wollen sich bitte schnellstens alle Ortelsburger bei mir melden, die bei unserem heimatlichen Treffen mitwirken können (Chor, Kapelle, Heimatvortrag, Heimatgedichte, Dekoration, Schriftenverkauf usw.) Also auf Wiedersehen in Hannover!   Gerhard Bahr


05. Dezember

Ein Brief an die Ortelsburger

Liebe Ortelsburger! Ein mehr und mehr Sich anhäufender Stapel leider noch unbeantworteter Briefe ist eine ernste Mahnung für mich, alle Kräfte wieder für die landsmannschaftliche Arbeit zu mobilisieren. Ich bitte, mir nicht zu zürnen, weil man in der letzten Zeit so wenig von der Ortelsburger Arbeit und mir hörte. Es gab Schwierigkeiten nach allen Richtungen hin. Meine bisherigen ehrenamtlichen Mithelfer waren beruflich abwesend, und ich bitte nicht zu vergessen, daß ein Landwirt im Sommer einen langen Tag auf dem Felde hat. Trotz dieser Entschuldigungen habe ich ein schlechtes Gewissen, denn wer wie wir eine verlorene Heimat durch Treue und Hingabe wiedergewinnen will, der darf nicht ruhen und rasten oder sich durch andere Dinge ablenken lassen. Ich bin jetzt dabei, mir wieder die Voraussetzungen für eine ungestörte landsmannschaftliche Kreisarbeit zu schaffen. Dabei hoffe ich auf die bewährte Unterstützung meiner Ortelsburger Landsleute. Bis eine schon vorgesehene anderweitige Regelung wirksam wird, bleibt die Finanzierung immer noch das schwierigste Problem. – Laufende und schnelle Beantwortung aller Anfragen bei besonderer Berücksichtigung des Suchdienstes, die Herstellung eines Ortelsburger Anschriftenverzeichnisses, Veranstaltung von Kreistreffen und nicht zuletzt die Vollendung des Kreiszusammenschlusses, – das sind alles Aufgaben, die in diesem Winterhalbjahr mit größter Hingabe angepackt werden müssen. Ich bitte Sie alle um Ihre Mitarbeit und Mithilfe. Und dann heute noch folgende Bekanntmachungen:

1. Jeder Ortelsburger, der in unserer Kartei noch nicht erfaßt ist, melde sich bitte schnellstens mit seiner genauen Anschrift bei mir. Fragebogen und andere Unterlagen werden dann zugeschickt.

2. Aus jeder Heimatortschaft unseres Kreises werden noch Mitarbeiter gesucht. Dabei sind besonders willkommen solche Persönlichkeiten, die mit den Menschen und Verhältnissen des Heimatortes besonders gut vertraut sind. Unter denselben Voraussetzungen werden auch Vertreter aller Berufe zur Mitarbeit gesucht. Meldungen sind bitte an meine Anschrift zu richten.

3. Alle bei mir noch vorliegenden unbeantworteten Anfragen werden noch vor Weihnachten ihre Erledigung finden.

In heimatlicher Verbundenheit grüßt alle Ortelsburger   Gerhard Bahr


15. Dezember

Ein Weihnachtsbrief an alle Ortelsburger

Liebe Ortelsburger!

Ein besonderer Rundbrief sollte eigentlich allen Ortelsburgern als Zeichen unserer Verbundenheit auf den Weihnachtstisch gelegt weiden. Leider ließ sich dieses Vorhaben aus verschiedenen Gründen nicht verwirklichen. Wenn nun aber die Weihnachtsausgabe von "Wir Ostpreußen" als Gruß der Heimat in unsere Häuser kommt, dann möchte ich doch auf diesem Wege allen Ortelsburgern ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen.

Wenn das Weihnachtsfest trotz aller Not wieder seinen unvergänglichen Zauber entfaltet, dann rücken die Menschen näher zusammen, und wir Heimatvertriebenen werden uns über alle Grenzen hinweg mit unseren Gedanken suchen. Das Bild der weihnachtlichen Heimat wird vor unseren Herzen stehen. Und heiße Wünsche, große Hoffnungen und viele Gebete werden unter den Weihnachtsbaum der Heimatlosen gelegt. Möchten doch in dieser Zeit in der ganzen Welt gute Gedanken und gute Kräfte geboren werden.

Keine – und besonders nicht diese Gelegenheit darf ich als der von Ihnen zunächst gewählte Kreisvertreter versäumen, um Sie alle immer wieder zu bitten, treu, unerschütterlich und mit ganzer Hingabe überall in unserem schweren täglichen Leben für die Heimat einzutreten. Es sind oft nur kleine Dinge, in denen wir unsere Heimattreue beweisen können – und faßt man sie zusammen, dann bedeuten sie doch so viel! Was man zunächst von jedem Einzelnen erwarten möchte das lassen Sie mich bitte nochmals zusammenfassen:

1. Uns alle verbindet die gemeinsame Heimat. Hier in der Fremde soll unser Heimatblatt "Wir Ostpreußen" uns stärken und die Verbindung über alle Entfernungen hinweg lebendig erhalten. In keiner ostpreußischen Familie sollte die zu uns allen sprechende Heimatzeitung im neuen Jahr fehlen.

2. Die von mir aufgestellte Ortelsburger Heimatkartei, die mehr zu erfüllen hat, als die meisten ahnen, kann nur durch Vollständigkeit ihren ganzen Wert entwickeln. Sorge doch jeder dafür, auch in seinem eigenen Interesse, daß er mit genauer Anschrift möglichst schnell Aufnahme in dieser Kartei findet. Personalbogen und andere Unterlagen werden bei Meldung sofort zugeschickt. Auch für das bald zum Druck kommende Anschriftenverzeichnis gebrauchen wir die Meldungen aller Ortelsburger.

3. Für besondere Aufgaben werden besondere Mitarbeiter aus allen Ortschaften und Berufszweigen unseres Heimatkreises gesucht. Für die bisher eingegangenen Meldungen herzlichen Dank. Wir suchen besonders Persönlichkeiten, die mit den Menschen und Verhältnissen der Heimat besonders gut vertraut sind.

Wer in der Stille der Weihnachtstage die Gedanken der Heimat zuwendet und etwas Gutes für unsere gemeinsame Arbeit tun will, der säume nicht und schreibe, und helfe mir in dieser oder jener Sache. Ein gesegnetes Weihnachtsfest auch in der Fremde wünscht Ihnen allen Ihr   Gerhard Bahr