PAZ
Zeitung

Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt   Aus den Heimatkreisen   Ortelsburg   1950

05. Januar

Neujahrsbrief eines Kreisvertreters

Liebe Landsleute!

Wie am 3. Oktober 1948 Vertreter aller ostpreußischen Kreise in Hamburg die Landsmannschaft Ostpreußen gründeten, da gab es wohl keinen Ostpreußen, dem man hatte erklären müssen, warum dies geschah. Es gab allerdings viele Ostpreußen, denen erklärt werden mußte, warum erst so spät diese von uns allen schon so lange herbeigesehnte enge Verbindung aller Ostpreußen hier in der Fremde geschaffen wurde. Und heute noch – genau so wie damals – erscheint es uns als ganz selbstverständlich und natürlich, daß sich die Menschen einer engeren Heimat hier in der Fremde suchen und sammeln zur gegenseitigen Stärkung und um in heimatlicher Verbundenheit den ihnen bestimmten Weg zu wandern. Und diese landsmannschaflliche Verbindung wird lebendig bleiben, solange es Menschen gibt, deren Herzen treu und unerschütterlich der Heimat zugewandt sind.

Wenn eine Partei gegründet oder eine wirtschaftspolitische Vereinigung gebildet wird, dann gilt als Voraussetzung die Vorlage eines Parteiprogramms oder eines Wirtschaftsplans. Mit solchen Dingen ist die Landsmannschaft Ostpreußen bei ihrer Gründung nicht an ihre Landsleute herangetreten. Sie hat nur von sich bekannt, die Schicksalsgemeinschaft aller noch lebenden Ostpreußen sein zu wollen, und sie hat mit dieser einfachen Erklärung ein Band um alle ostpreußischen Herzen geschlungen. Von einer großen Schicksalsgemeinschaft getragen zu sein, vermittelt – trotz aller Bedrängnis – Geborgenheit. In einer großen Schicksalsgemeinschaft für Heimat und Recht streiten zu dürfen, vermittelt Stärke! Die gemeinsame Heimat, das gleiche Schicksal und die gleichen Hoffnungen und Gebete stärken und stützen uns auf unserem jetzigen Lebensweg.

Sie wissen, liebe Landsleute, daß die Landsmannschaft nun seit fünfzehn Monate bemüht ist, alle ostpreußischen Menschen in den Westzonen zu sammeln, und ein guter Beobachter muß spüren, wie sich aus diesem Zusammenschluß eine immer stärkere Kraftquelle entwickelt. Zur Durchführung dieser Sammlungsbewegung bestimmten die Einwohner der einzelnen ostpreußischen Kreise Vertreter und diese Kreisvertreter wählten den Sprecher der Landsmannschaft Dr. Ottomar Schreiber, ferner den geschäftsführenden Vorstand und die inzwischen notwendig gewordenen einzelnen Arbeitsausschüsse. Die so für die Vertretung nach außen und innen herausgestellten Personen müssen also von dem Vertrauen ihrer Landsleute getragen sein, und sie werden zur Seite treten, wenn andere größere Vollmachten ihrer Landsleute besitzen.

Was die Landsmannschaft Ostpreußen uns schon heute – nach einjähriger Wirksamkeit – bedeutet, wissen wir. Wir wissen auch, daß sie in diesen westlichen Landen eine nicht mehr zu übersehende Organsation heimattreuer Menschen darstellt. Unsere Bemühungen, liebe Landsleute, müssen aber unverändert weitergehen! Nicht nur die für ihre besonderen Aufgaben herausgestellten Personen, sondern das gesamte ostpreußische Volk muß mitstreiten, mitwirken, mittragen – unerschütterlich und mit ganzer Hingabe, – überall da, wohin wir gestellt sind, damit unsere Heimatmission erfüllt wird. Dies ist es, liebe Landsleute, was mit diesem Neujahrsbrief allen Ostpreußen ans Herz gelegt werden soll. Dies ist es, was wir als unseren Dienst an der Heimat betrachten wollen, wenn wir die Schwelle zum Jahr 1950 überschreiten.

Wir wissen, daß sich kein Ostpreuße versagt, wenn der Ruf der Heimat zu ihm dringt. Wir wissen aber, daß viele in diesen westlichen Landen von diesem Ruf noch nicht erreicht wurden oder daß dieser Ruf hier und da überhört oder falsch ausgelegt wurde. Wir wissen auch, daß noch heute viele unserer Landsleute in so unerhörter Not stecken, daß sie über die Alltagssorgen hinaus kaum Gedanken zu fassen vermögen. Und gerade diese sind es ja besonders, die wir durch unsere Gemeinschaft stärken und stützen wollen. Es sind schließlich auch Gründe der Zweckmäßigkeit und von Bedeutung für jeden Einzelnen, die uns Kreisvertreter veranlassen, immer wieder um die Anschriften noch nicht erfaßter Landsleute zu bitten.

So lassen Sie mich bitte, liebe Landsleute, für das Jahr 1950 Ihnen drei Aufgaben stellen und das sind diese:

1. Bemühe sich jeder darum, daß sich alle noch nicht erfaßten Ostpreußen aus den Westzonen mit ihren genauen Anschriften bei den Vertretern ihres Heimatkreises melden, oder man übermittele selbst solche Anschriften.

2. Sorge jeder dafür, daß in jedem ostpreußischen Haushalt unsere uns alle verbindende Heimatzeitung "Wir Ostpreußen" gelesen wird.

3. Und schließlich sei auch an dieser Stelle nochmals daran erinnert, daß alle Kreisvertreter für ihre verschiedenen Aufgaben noch Mitarbeiter suchen.

Dies sind die landsmannschaftlichen Neujahrswünsche eines Kreisvertreters. Für den Einzelnen sind dies nur kleine Bemühungen – zusammengefaßt können sie aber unendlich viel bedeuten.

Die Heimat ruft uns überall, liebe Landsleute. Wir wollen unverzagt in treuer Verbundenheit auf dem uns von Gott bestimmten Weg in das Jahr 1950 wandern.

Gerhard Bahr


20. Januar

Heimatbund der Ostpreußen in Hamburg   Aufruf an alle in Hamburg lebenden Ortelsburger

Erstmalig treffen sich alle in Hamburg lebenden Ortelsburger aus Stadt und Land am 1. Februar, 18 Uhr, in der Gaststätte Paul Pohl, Hamburg 21, Mozartstraße 27; zu erieichen mit der Linie 18 bis Wlnterhuderweg oder mit der Linie 35 bis Mozartstraße. Es soll ein zwangloses Zusammensein mit einer kurzen Ansprache des Geschäftsführers der Landsmannschaft sein. Gebt diese Nachricht allen denen weiter, die unser Heimatblatt noch nicht kennen.


20. April

Im Anschluß an die Großkundgebung treffen sich die Ostpreußen nach Heimatkreisen zwanglos in folgenden Lokalen:   Orteisburg: Haus Vaterland, Ballindamm. Tel. 330155. Fußweg ca. 8 Min.


05. Mai

Liebe Ortelsburger!

In Folge 2 wurde schon bekanntgegeben, daß im Rahmen der Ostdeutschen Heimatwoche Hamburg sich die Ortelsburger im Anschluß an die Großkundgebung in Planten un Blomen im "Haus Vaterland", Ballindamm – etwa acht Minuten Fußweg entfernt – treffen können. Es ist für dieses Treffen kein besonderes Programm vorgesehen. Daß wir uns endlich einmal wiedersehen und sprechen können, wird uns aber allen eine große Freude sein. Zu einem kurzen Bericht über den Stand unserer Kreisarbeit wird sich dabei auch wohl Gelegenheit finden. – Und nun noch eine besondere Bitte: Es wäre mir bei dem augenblicklichen Stand unserer Arbeit und im Hinblick auf zukünftige Aufgaben sehr wertvoll, wenn mir jeder nach Hamburg kommende Ortelsburger zur Abstimmung und Ergänzung unserer Kreiskartei eine Liste der ihm bekannten Anschriften von den Bewohnern seines Heimatdorfes mitbringen würde. (Auch von denjenigen, die in der russisch besetzten Zone oder gar noch in der ostpreußischen Heimat wohnen.) Alle diejenigen Ortelsburger, die nicht nach Hamburg kommen können, bitte ich, mir solche Listen möglichst umgehend zuzuschicken.

Mitarbeiter haben sich bisher für folgende Ortschaften gemeldet: Fürstenwalde, Moithienen, Gilgenau, Neu-Keykuth, Gr. Dankheim, Altkirchen, Kobbelhals, Mingten, Radegrund, Hirschtal, Trendorf, Kl. Schiemanen, Ortelsburg, Babanten, Neufliess, Wappendorf, Malschöwen, Passenheim, Friedrichshof, Mensguth, Nareythen, Wilhelmshof, Langenwalde, Alt-Werder, Wacholderau, Borkenheide, Röblau, Gr. Heidenau, Wagenfeld, Gr. Leschienen, Schrötersau, Kl. Heidenau, Kl. Leschienen, Grammen, Seedanzig, Theerwischwalde. Ich danke herzlich für diese Meldungen. Nähere Anweisungen folgen. Aus allen übrigen Ortschaften des Kreises werden noch Mitarbeiter gesucht und bevorzugt solche, die mit den örtlichen Verhältnissen ihrer Heimatortschaft besonders gut vertraut sind. Ich bitte diese Mahnung nicht zu übersehen. Wer möchte abseits stehen, wenn er der Heimat dienen kann!

Hoffentlich können wir uns in recht großem Kreise in Hamburg wiedersehen. In heimatlicher Verbundenheit grüßt   Gerhard Bahr