PAZ
Zeitung

Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt   Aus den Heimatkreisen   Ortelsburg   2003

29. März

Busreise - Zehntägige Fahrt vom 30. Juni bis 9. Juli in den Kreis Ortelsburg. Abfahrt ab Köln über Düsseldorf, Gelsenkirchen, Herten, Dortmund. Autobahn A 2 Richtung Hannover Hauptbahnhof, Berlin zum Grenzübergang Frankfurt/Oder-Swiecko. Zwischenübernachtung im Hotel Sen, ungefähr 75 Kilometer hinter der Grenze. Weiterfahrt nach Ortelsburg in das Hotel Lesna. Halbpension mit Frühstück und Abendessen. Ausflüge: entlang der masurischen Seenplatte über Niedersee, Johannisburg, Arys und Nikolaiken. Nach Frauenburg, Schiffsfahrt über das Haff nach Kahlberg. Durch den Kreis Willenberg und Umgebung. Sie können an der Fahrtstrecke in Ihren Orten aussteigen und werden am späten Nachmittag dort abgeholt. Passenheim, Allenstein, Reiterhof Marengo. Weitere Reiseinformationen: Christel Sender, Alemannenstraße 14, 45888 Gelsenkirchen, Telefon (02 09) 20 76 14, oder über die Firma Plewka, West-Ost-Reiseservice, Schützenstraße 91, 45699 Herten, Telefon (0 23 66) 3 56 51, Fax (0 23 66) 8 15 89.


05. April

Sitzung des Kreistages - Bei der Sitzung des Ortelsburger Kreistages im Saalbau in Herne-Wanne konnte der Vorsitzende 35 Anwesende begrüßen, darunter die beiden Vorsitzenden des Kulturvereins "Heimat" aus Ortelsburg, Christel Zygler und Edmund Kucinski. Sie hatten eine weite Anreise auf sich genommen, um dabei zu sein. Nach der Totenehrung folgten die Rechenschaftsberichte.

Der Kreisvorsitzende erinnerte eingangs an die völkerrechtswidrige Vertreibung der Ostdeutschen aus ihrer Heimat - ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das bei der Uno und der EU proklamierte Recht auf die Heimat hat aber für die deutschen Heimatvertriebenen bis heute keine Gültigkeit. Die zwölf Ortelsburger Heimattreffen des vergangenen Jahres - vor allem das Kreistreffen mit 1.300 Besuchern - waren trotz rückläufiger Zahlen ein Beweis für das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Heimatverbundenheit der Ortelsburger Landsleute. Er sprach den Veranstalterinnen und den Veranstaltern dieser Treffen seinen Dank aus. Künftig wird es zweckmäßig sein, kleinere Treffen zusammenzulegen. Der Ortelsburger Heimatbote ist seit 40 Jahren das Sprachrohr und die verbindende Brücke aller Ortelsburger. Dem Schriftleiter Alfred Denda gebührt der Dank für das gleichbleibend hohe Niveau, jedoch ist er abhängig von den Beiträgen und der Mitarbeit möglichst vieler Landsleute. Unsere Heimatliteratur soll im nächsten Jahr durch die Chronik der Stadt Willenberg endlich ergänzt werden. Dafür wurde mit Herrn Olaf Göbler ein Autorenvertrag abgeschlossen. Er wird von Dr. Andreas Kossert unterstützt. Unverändert lei-sten Charlotte Domsalla (Gratulationen), Irmgard Denda (Karteiführerin und Führung der Spendenliste" sowie Ewald Grzanna (Versand der Heimatliteratur) wertvolle Arbeit für die Kreisgemeinschaft. Die Heimatstube in Herne hat mit Willi Becker bekanntlich einen "neuen" Verwalter, der sich durch gute Ideen und unermüdlichen Einsatz bereits große Verdienste erworben hat.

Der Kulturverein der Deutschen "Heimat" in Ortelsburg erhält von uns direkte und indirekte Unterstützung mit zunehmender Tendenz. Insbeson-dere sind dort die Jugendarbeit einschließlich des Deutschunterrichtes auf eine neue Grundlage gestellt worden. Die Lazarus-Sozialstation ist unverändert auf unsere finanzielle Hilfe angewiesen. Im Rahmen unserer Versöhnungsarbeit ist die Pflege der Beziehungen zu den polnischen Stellen in der Heimat unverzichtbar. Es ist aber auch eine Frage der Aufgeschlossenheit und des persönlichen Verhältnisses der handelnden Personen sowie eine Frage des gegenseitigen Gebens und Nehmens. Im weiteren Verlauf seines Rechenschaftsberichtes ging der Kreisvorsitzende auf die freundschaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen zur Patenstadt Herne, zur Yorck-Jäger-Kameradschaft, zum Fallschirmjägerbataillon 373 sowie zur Stadt Bad Kreuznach ein. Abschließend dankte er allen Landsleuten im Kreisausschuß und Kreistag, den Aufsichten in der Heimatstube und allen, die uns sonst selbstlos unterstützen.

Anschließend trug die Schatzmeisterin Helga Frankiewicz ihren zehnten Rechenschaftsbericht seit der Übernahme dieses Amtes im Jahre 1993 vor. Sie erläuterte und kommentierte die Einnahmen und Ausgaben im Jahre 2002. Der Haushalt schloß trotz gleichbleibender Zuwendungen (Spenden) mit einem Verlust von rund 9.000 Euro ab. Ursachen dafür sind vor allem die doppelt so hohen Aufwendungen für das Kreistreffen in der Grugahalle in Essen sowie für den Einsatz in der Heimat (Bruderhilfe, Deutscher Verein, Lazarus-Sozialstation). Das Minus wurde durch die Rücklagen ausgeglichen. Der Kreistag dankte der Schatzmeisterin für ihre gute Arbeit mit einem herzlichen Beifall.

Der Schriftleiter Alfred Denda bat, die Termine für das Jahr 2004 (Heimattreffen, Busreisen) zwecks Aufnahme in den diesjährigen Heimatboten rechtzeitig bekanntzugeben. Der Versand an die Landsleute ist auf etwas unter 10.000 Stück zurückgegangen. Lm. Walter Giese, Vertreter für den Landbezirk 12, Puppen, berichtete über seine Aktivitäten in Puppen, wo er in gutem Einvernehmen mit dem dortigen neuen Pfarrer für die Kirche und den Friedhof mit einem Gedenkkreuz für die ermordeten Deutschen Gutes tun konnte.

Christel Sender berichtete für die Revisoren über die durchgeführte Buch- und Kassenprüfung. Sie lobte die einwandfreie Buchführung. Es gab keinerlei Unklarheiten oder Beanstandungen. Danach erteilte der Kreistag dem Vorstand und dem Kreisausschuß einstimmig Entlastung bei Enthaltung der Betroffenen.

Die Vorsitzende des deutschen Kulturvereins "Heimat", Christel Zygler, überbrachte de Grüße der Landsleute aus Ortelsburg und bedankte sich herzlich für die Unterstützung durch die Kreisgemeinschaft. Sie berichtete über die Vereinsarbeit und die Teilnahme an Tagungen sowohl der LO als auch des Dachverbandes in Allenstein. Die Jugendarbeit hat durch den Beitritt eines Deutschlehrers zum Verein an Qualität gewonnen. Dafür wird dringend mindestens ein PC mit Internet-Anschluß benötigt. In Anerkennung der unermüdlichen Arbeit für die Heimat ehrte der Kreisvorsitzende im Auftrag der Landsmannschaft Ostpreußen folgende Landsleute mit dem Verdienstabzeichen: Dr.-Ing. Gerhard Kalwa, Elisabeth Wronowski und in Abwesenheit Heinz Rayzik, Friedrich Jablonowski und Renate Antoniewski.

Ein wichtiges Thema waren die im Jahre 2004 anstehenden Wahlen zum nächsten Ortelsburger Kreistag. Bis Ende dieses Jahres müssen die Meldungen der Kandidaten beim Kreisvorsitzenden vorliegen, damit im Fe-bruar 2004 die Kandidatenliste aufgestellt werden kann. Die Mitglieder des Kreistages werden aufgerufen, jüngere Landsleute für die Mitwirkung in den Gremien der Kreisgemeinschaft zu gewinnen. Wenn für einzelne Landbezirke oder Städte keine Kandidaten zur Verfügung stehen, müssen entweder "fremde" Landsleute eingesetzt oder der Kreistag verkleinert werden. Der Wahlausschuß wird in der näch-sten Sitzung des Kreistages gewählt.

In seinem Ausblick auf das kommende Jahr ging der Kreisvorsitzende auf einige Vorhaben näher ein. Rückblickend auf die Sitzung der Ostpreußischen Landesvertretung berichtete er über die Überlegungen, die Gestaltung des Ostpreußenblattes zu verändern, um einen weiteren Leserkreis zu gewinnen. Der "Leitfaden für die Arbeit der Kreisgemeinschaften" ist von der Landesvertretung verabschiedet worden. Für die nächste Sitzung des Kreistages kündigte der Kreisvorsitzende eine Satzungsänderung in einigen Punkten an. Er wies auf eine Veranstaltung des Bundes der Vertriebenen zum "Tag der Heimat" am 30. August um 17 Uhr in Halter, Römerstraße hin, wo er die Festansprache halten wird. Für das Kreistreffen am 21. September in der Grugahalle in Essen werden wieder zehn Landsleute sowie der neue Bürgermeister aus Ortelsburg eingeladen.


05. Juli

Kinderfest im Kulturverein "Heimat" in Ortelsburg - Ende Mai organisierte unser Verein ein Kinderfest für Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren. Die Feier begann um 13 Uhr. Daran nahmen 54 Kinder teil. Zuerst begrüßte die Vorsitzende die Kinder und die Eltern. Sie wünschte ihnen allen Erfolg beim Lernen, gute Noten zum Jahresabschluß, um in die nächste Klasse versetzt zu werden. Danach gab es Eis, Süßigkeiten und Getränke. Einige Kinder sagten Gedichte in deutscher Spreche auf. Dann wurden an die Kinder Malkarten, Plakatfarben und Buntstifte verteilt. Das Thema war: "Wie möchtest du die Sommerferien verbringen?" An dem Malwettbewerb nahmen alle Kinder mit erfreulichen Ergebnissen teil. Für die gemalten Bilder gab es Belohnungen in Form von deutschen Büchern und auch fünf Bibeln, die den Kindern viel Freude bereiteten. Anschließend konnten die Kinder Lose ziehen, mit denen sie Plüschtiere gewinnen konnten. Ein großer Dank gilt den Landsleuten aus Deutschland, die sich viel Mühe gegeben haben, um diese Sachen zu sammeln, die uns der Busfahrer vom Busunternehmen Plewka mit dem Reisebus mitbrachte. Auf dem Kirchhof wurde an einer geeigneten Stelle ein Lagerfeuer entfacht, wo jedes Kind Würstchen braten konnte. Das war eine beliebte Beschäftigung, die den Kindern viel Spaß machte. zwischendurch spielten die Kinder Federball und Handball. Am Ende des Festes konnte jedes Kind einen Luftballon von den damit geschmückten Bäumen mit nach Hause nehmen. Zum Schluß sangen die Kinder mit ihren Eltern das Lied "Alle Vögel sind schon da ...". Um 16 Uhr verabschiedeten sich alle mit vielen guten Wünschen bis zum Kinderfest im kommenden Jahr.


23. August

Ortelsburger Kreistreffen am 21. September in der Grugahalle in Essen - Liebe Landsleute, das Fest des Wiedersehens aller Ortelsburger steht vor der Tür. Ich rufe Sie alle dazu auf, dabei zu sein. Das Wiedersehen mit den Freunden und Bekannten aus der Ortelsburger Heimat und das Gedenken an das Land unserer Väter sollten es wert sein. Die Grugahalle ist ab 9 Uhr geöffnet. Um 11.30 Uhr beginnt die Feierstunde, an der wir alle mit Herz und Gemüt teilnehmen wollen. Außer der Abordnung unserer Landsleute vom Kulturverein der Deutschen "Heimat" aus Ortelsburg haben der Bürgermeister Bielinowicz und der Landrat Kijewski ihre Teilnahme zugesagt. Lassen Sie uns durch unsere Anwesenheit demonstrieren, daß die Altbürger aus der Stadt und dem Kreis Ortelsburg nicht klein zu kriegen sind. Die Festansprache wird Herr Baginski halten. Allen Landsleuten, die wegen des Alters, des Gesundheitszustandes oder aus anderen wichtigen Gründen nicht kommen können, gelten von dieser Stelle die herzlichsten Grüße und guten Wünsche.

Treffen der Ortelsburger Oberschulen vom 26. bis 28. September im Kurhaus, Bad Harzburg - Die Veranstalter, Lieselotte Niklaus-Paschkowski für die Ortulf-Schülerinnen und Werner Zabel für die Hindenburg-Schüler, rufen wieder auf, an diesem traditionsreichen und schönen Treffen teilzunehmen. Vor allem auch die jüngeren Jahrgänge sind herzlich willkommen, und sie werden genügend Gesellschaft und Unterhaltung finden. Unser ehemaliger Kreisvertreter Gustav Heybowitz hat dieses Treffen einmal als die "Ortelsburger Kulturtage" bezeichnet. Wer einmal dabei war, kommt immer wieder, wenn er irgendwie kann.


11. Oktober

Klein Jerutter Kirchentag 2003 - Auch in diesem Jahr waren 18 treue Besucher unserer alten heimatlichen Kirchengemeinde Klein Jerutten nach Lobmachtersen gekommen, um mit der Gemeinde den Klein Jerutter Kirchentag zu feiern. Gemäß der zwei Jahrzehnte alten Tradition versammeln sich Einheimische und Gäste in der Kirche unter unserer alten Kirchenglocke und ihrer neuen Schwester zu Gottesdienst mit Abendmahl, Gedenken der Toten am Mahnmal und einem gemeinsamen fröhlichen Nachmittag im "Kammerkrug". Obwohl in diesem Jahr Pfarrer Hauke, der zehn Jahre lang uns ein vertrauter Begleiter war, fehlte, hat die Gemeinde die Organisation wunderbar getragen. Solange es uns möglich ist, den Klein Jerutter Kirchentag zu feiern, wollen wir die Tradition pflegen. Für das nächste Jahr 2004 ist der 5. September für den Kirchentag geplant.


18. Oktober

Das Ortelsburger Kreistreffen 2003 - zum letzten Male in der Grugahalle in Essen - stand unter einem guten Stern. Bei strahlendem Sonnenschein waren es rund 1.200 Besucher, die den großen Saal bevölkerten, als die Klänge der Ortelsburger Kirchenglocken die Feierstunde einläuteten. Mit dem Lied "Kein schöner Land in dieser Zeit ...", begleitet durch die Resser Musikanten aus Gelsenkirchen unter der Leitung von Herrn Danilowski, wurde auf das Gedenken an unsere unvergeßliche Heimat eingestimmt. Der Zweite Vorsitzende Dieter Chilla eröffnete die Feierstunde mit der Begrüßung besonderer Gäste, unter ihnen der ehemalige Kreisvertreter Wilhelm Geyer mit seiner Frau, Gertraud Koschin in Vertretung des Oberbürgermeisters der Patenstadt Herne, und zum ersten Male vier polnische Gäste, und zwar der Bürgermeister Pawel Bielinowicz mit Frau, der Landrat Andrzej Kijewski und die Vorsitzende des Stadtrates, Monika Hausman-Pniewska, alle aus Ortelsburg (Szczytno). Wie in jedem Jahr war eine Abordnung des deutschen Kulturvereins "Heimat" mit der Vorsitzenden Chri-stel Zygler aus Ortelsburg eingeladen. Weiterhin anwesend waren Dieter Künne vom Stadtamt Herne, Siegfried Töpfer, Vorsitzender der Heimatgruppe Jauer/Schlesien, Klaus-Peter Grund, Vorsitzender der Heimatgruppe Strehlen/Schlesien. Der Essener Männerchor 2000 e. V. begleitete die Feierstunde mit heimatlichen Liedern. Drei Landsleute kamen aus Kanada bzw. den USA, um an dem Treffen teilzunehmen. Nach zwei Liedern des Essener Männerchors trug Claudia Wittig ein bewegendes Gedicht vor mit dem Titel: "Ich möchte wieder heimwärts geh'n, den alten Weg nach Hause ..." Einstimmend auf die Totenehrung durch Dieter Chilla klang die Hymne "Lobet den Herren ...", machtvoll gesungen durch die 1.200 und begleitet vom Orchester. Nach der Totenehrung sangen alle stehend im gewaltigen Chor unser Ostpreußenlied "Land der dunklen Wälder ...". Frau Koschin überbrachte in einer bewegenden Rede die Grüße der Patenstadt Herne. Frau Koschin war als junges Mädchen selbst zur Zwangsarbeit nach Rußland verschleppt worden und gerade von einer Reise zu diesen Verschleppungsorten zurückgekehrt. Danach bedankten sich der Bürgermeister Bielinowicz und der Landrat Kijewski für die Einladung zum Treffen der ehemaligen Ortelsburger. Die Grußworte wurden durch Herrn Maczasek übersetzt. Bielinowicz sagte unter anderem: "Sie sind heute hierhergekommen, weil Sie die heimatliche Erde lieben. Dieselbe Heimatliebe teilen wir mit Ihnen. Wir lernen und arbeiten und bemühen uns, die nicht leichte gegenwärtige Herausforderung zu bewältigen." Er erinnerte an die Gräfin Dönhoff, die 1945 ihre masurische Heimat verlassen hat, wo ihre Vorfahren über 400 Jahre gelebt haben und die in ihren Schriften eine Antwort gesucht hat, wie man ein verlorenes Heimatland ohne egoistische Ziele lieben kann. Diese Frage stellen sich auch die heutigen Bewohner des Masurenlandes, die Umsiedler der zweiten polnischen Republik. Er erinnerte an den Polen Josef Mackiewicz, der in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts über die verschiedenen Formen des Patriotismus geschrieben hat. Er schloß mit den Worten: "Heute, verehrte Anwesende, lesen wir Werke von Marion Dönhoff und Josef Mackiewicz, sehen im Ortelsburger Heimatmuseum Bilder der Malerin Vera Macht, die ihre Kindheit und Jugendzeit in Ortelsburg verbracht hat. Diese Bilder zeigen die ganze Schönheit der masurischen Landschaft mit ihren Menschen. Wir suchen uneigennützige Liebe zur verlorenen Heimaterde. Wir finden sie zwischen den ehemaligen und jetzigen Bewohnern unserer geliebten Ortelsburger Heimat." Anschließend überreichten er und der Landrat dem Kreisvertreter Edelfried Baginski einige Gastgeschenke. Frau Zygler bedankte sich für den Deutschen Verein und zugleich für die Lazarus-Sozialstation in Ortelsburg für die große und ständige Hilfe durch die Kreisgemeinschaft und berichtete von der Arbeit im Verein, wo besonders die Jugendarbeit verstärkt werden soll. Nach zwei Liedern durch den Essener Männerchor ehrte der Kreisvorsitzende drei verdiente Landsleute, und zwar Wilhelm Glaß aus Ortelsburg mit einer Dankesurkunde, postum Herbert Mast aus Wilhelmsthal mit dem Verdienstabzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen, das er seiner Witwe Ruth Mast überreichte, und die Schatzmeisterin und zugleich Stadtvertreterin von Willenberg, Helga Frankiewicz aus Rohrdorf, mit der silbernen Ehrennadel der Landsmannschaft Ostpreußen für ihre mehr als zehnjährige zuverlässige und verdienstvolle Arbeit in der Kreisgemeinschaft. In seiner Ansprache wies der Kreisvertreter eingangs auf die anwesenden polnischen Gäste als Zeichen einer neuen Zeit hin. An die Landsleute gewandt untersuchte er die Fragen: "Warum können wir 58 Jahre nach Flucht und Vertreibung unsere Heimat nicht vergessen? Warum kommen wir in jedem Jahr hier in Essen in so großer Zahl wieder zusammen? Was verbindet uns so sehr?" Danach ging er auf das Leitwort des Bundes der Vertriebenen zum diesjährigen Tag der Heimat ein: "Mit Menschenrecht Europa vollenden." In diesem Zusammenhang sagte er unter anderem: "Uns bedrückt dabei das gestörte Verhältnis des Bundeskanzlers Schröder und seines Außenministers Fischer gegenüber den deutschen Heimatvertriebenen und ihrer leidvollen Geschichte. Während der letztere die Deutschen nur als Täter und nicht auch als Opfer sehen möchte, hat sich der Bundeskanzler in diesen Tagen wieder gegen das geplante "Zentrum gegen Vertreibungen" in Berlin ausgesprochen." Der Kreisvorsitzende erwähnte unter Hinweis auf das Holocaust-Denkmal in Berlin die Ungleichbehandlung und den Graben, der quer durch diese Gesellschaft verläuft. "Alle Nationen haben wie selbstverständlich ihre ausgeprägt nationalen Opfer-Gedenkstätten. Niemand sieht darin etwas Anstößiges oder gar Versöhnungsfeindliches." Unter Hinweis auf das Schicksal der deutschen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sagte er:

"Wo ist hier der Grundsatz der Gerechtigkeit? Man kann nicht aus der Vergangenheit Verbrechen gegen Verbrechen aufrechnen. Verbrechen bleibt Verbrechen, und es ist eine Mißachtung der Würde der Opfer, wenn man diese negiert. Wer Menschenrechte nur als wohlfeile Vokabel in Sonntagsreden verwendet und ihnen nicht im konkreten Einzelfall zum Durchbruch verhilft, vergeht sich an den Menschenrechten." Baginski informierte über die Entschließung des Bundesrates vom 11. Juli 2003, worin die Bundesregierung aufgefordert wird, die Erhebung des 5. August zum nationalen Gedenktag für Opfer von Vertreibung auszusprechen. Bekannt-lich wurde am 5. August 1950 die Charta der deutschen Heimatvertriebenen in Stuttgart vor mehr als 150.000 Menschen verkündet. International macht die Entwicklung der Menschenrechte Fortschritte. Beispiele: die Modifizierung des Maas-trichter Vertrages über die Europäische Union am 2. Oktober 1997, die "Charta der Grundrechte der Europäischen Union" vom 28. September 2000, die Resolution Nr. 26 der UN-Menschenrechtskommission vom 17. April 1998. Beispielhaft der Staat Ungarn, der das Recht auf die Heimat in einem Gesetz vom 6. Juni 1992 festgeschrieben hat. Eine weitere Hoffnung ist der "Europäische Verfassungsvertrag", der bis Ende dieses Jahres fertiggestellt sein soll. Zu den Aufgaben und Anforderungen an die Kreisgemeinschaft verwies er auf den neuen Ortelsburger Heimatboten und gab dazu einige Erläuterungen. Abschließend bedankte er sich bei allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben, vor allem bei dem Verwalter der Heimatstube, Willi Becker, und seinen Helferinnen und Helfern sowie allen Spendern, die durch ihre finanziellen Zuwendungen die Arbeit der Kreisgemeinschaft ermöglichen. Unter Hinweis auf die nächsten Wahlen zum Ortelsburger Kreistag im Jahre 2004 rief er jüngere Landsleute zur Mitarbeit auf. Das Kreistreffen im Jahre 2004 wird im Kulturzentrum unserer Patenstadt Herne, Berliner Platz 11, am Sonntag, 19. September, stattfinden. Die Feierstunde endete mit der Nationalhymne. Wie immer gab es danach ein reges Leben und Treiben. Alte Freunde oder Nachbarn fielen sich beim Wiedersehen in die Arme. Es wurde plachandert und erzählt. Betrieb war am Bücherstand, der Essenausgabe, dem Schlachterstand usw., bis sich der Saal gegen 17 Uhr allmählich leerte.

Die polnischen Gäste besichtigten am nächsten Tag unsere Heimatstube in Herne und waren von der Vielfalt und Qualität dieser heimatlichen Ausstellung sehr beeindruckt. Anwesend dabei waren auch die deutschen Landsleute aus Ortelsburg. Das Programm für die Gäste aus Polen wurde mit einem Empfang beim Oberbürgermeister Becker fortgesetzt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und einer Stadtbesichtigung traten sie dann die Rückfahrt nach Ortelsburg an. Der Besuch der polnischen Stadtspitze hat dazu beigetragen, das gegenseitige Verständnis und freundschaftliche Beziehungen zu fördern, die sich auf unsere künftige Arbeit in der Heimat positiv auswirken werden.


22. November

Schultreffen der ehemaligen Ortelsburger Oberschülerinnen und Oberschüler - Das letzte Septemberwochenende eines jeden Jahres ist für die ehemaligen Oberschüler schon seit Jahren reserviert. In Bad Harzburg fanden zum 24. Mal die "Ortelsburger Kulturtage" statt, wie die Treffen der beiden Schulgemeinschaften der Ortulf- und der Hindenburgschule inzwischen genannt werden. In diesem Jahr waren rund 130 Ehemalige und Angehörige angereist. Am Freitag, dem allgemeinen Anreisetag, traf man sich bereits abends im Kurhaus. Am Sonnabend folgten dann der beliebte Frühschoppen und nachmittags die jeweils getrennten Zusammenkünfte der Schulen. Für die Ortulfschülerinnen und ihre Angehörigen gab es gleich mehrere Anlässe zur Freude. 1. Trotz vieler Krankheiten und Reiseprobleme infolge des fortgeschrittenen Alters kamen fast wieder so viele Schulfreundinnen zusammen wie im Vorjahr - es waren über 70 anwesend. 2. Von denen, die vor 60 Jahren in Ortelsburg ihr Abitur ablegten, waren sieben aktive und charmante Damen zum Jubiläumstreffen anwesend. 3. Nicht minder hervorzuheben bleibt, daß auch die Senioren, das heißt die Damen über 80, mit zwölf Teilnehmerinnen vertreten waren und die Strapazen der Anreise auf sich nahmen, um beim heimatlich orientierten Wiedersehen, beim Klönen oder ostpreußischen Plachandern dabeizusein. Ihnen allen dankte die Vorsitzende der Gemeinschaft ehemaliger Schülerinnen der Ortulfschule, Lieselotte Niklaus-Paschkowski aus Dassel, sehr herzlich für die unermüdliche Treue mit je einem passenden Buchgeschenk (Bericht über eine andere Schul- bzw. Klassengemeinschaft, die sich seit 1946 regelmäßig trifft), einem Blumenstrauß und anderen kleinen Freundlichkeiten im Namen aller Schulfreundinnen. 4. Erwähnens- oder auch bewundernswert ist auch die Tatsache, daß in diesem Jahr fast ein ganzer Klassenjahrgang mit 13 Ehemaligen anwesend war: die Klasse, die ihr Abitur aufgrund der Kriegsereignisse 1945 nicht mehr so richtig ablegen und feiern konnte (Notabitur). 5. Und dann noch die absolute Besonderheit - das hat es noch nie gegeben: Lieselotte Niklaus-Paschkowski versagte bei dem Gedenken an die Verstorbenen und vor allem beim Gedenken an Elsa Pleines-Matzath aus Berlin fast die Stimme vor trauriger Ergriffenheit und doch gleichzeitig freudiger Überraschung. Die Kinder von Elsa Elsa Pleines-Matzath hatten den Wunsch der kurz vor dem Jahrestreffen Verstorbenen erfüllt und im Namen ihrer Mutter darum gebeten, von allem Blumenschmuck oder anderen Gaben abzusehen und dafür eine Sonderspende zugunsten der Ortulfschulgemeinschaft zu erwägen. So konnten alle 70 Anwesenden, im Gedenken an Pleines-Matzath, zu Kaffee und Kuchen eingeladen werden - mit dem Satz "Unsere Elsa lädt ein; sie will sich auf diese Art von uns allen verabschieden". Die üblichen Erfordernisse eines Jahrestreffens mit Kassenbericht und Dank für eingegangene Spenden und Mithilfe bei der Gestaltung dieser Veranstaltung wurden hier fast nur zur Formalie. Zu den Erinnerungen von einst gehörte auch eine Gesangsdarbietung von Gisela Ranft zu Ehren des 60er Abi-Jubiläums und aller anderen.

Bei den ehemaligen Hindenburgschülern gab Werner Zabel als 1. Vorsitzender der Vereinigung Rechenschaft über das abgelaufene Jahr. Er begrüßte die rund 50 Ehemaligen mit ihren Angehörigen, übermittelte Grüße von den verhinderten Schülern und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, daß trotz des fortgeschrittenen Alters noch so viele den Weg nach Bad Harzburg gefunden haben. Mit einer Gedenkminute wurde der Verstorbenen gedacht. Zabel berichtete über den guten Kontakt und die positive Entwicklung mit den Schülern und Lehrern der jetzigen Schule in Ortelsburg. Vorrangig spürte man aber die Freude über das Wiedersehen unter den Teilnehmern. Es wurden aber auch noch besonders erwähnt: Dr. Siegfried Konopatzky mit seinem 75-jährigen Abitursjubiläum, sowie Friedrich Busse mit seinem 70jährigen. Bevor Gerhard Höfert den Kassenbericht abgab, wurde noch allen Spendern der Dank ausgesprochen. Dem Vorstand wurde Entlastung erteilt. Was wird die Zukunft bringen? Die allgemeine Überalterung führt dazu, Überlegungen anzustellen, wie es weitergehen soll, da der Nachwuchs fehlt. Auf jeden Fall soll im nächsten Jahr noch das 25. Treffen in Bad Herzburg stattfinden. Der Kreisvertreter Edelfried Baginski, auch ein Ehemaliger, überbrachte die Grüße der Kreisgemeinschaft. Er berichtete vom Ortelsburger Kreistreffen, das vor einer Woche in der Grugahalle in Essen stattgefunden hatte. Am Abend trafen sich alle Ehemaligen der beiden Schulen im Kurhaus zum gemeinsamen geselligen Abend mit Abendessen, bei leiser Unterhaltung durch die Kurkapelle, mit der Möglichkeit zum Tanz sowie viel Zeit zum Plachandern. Am Sonntag vormittag folgte der Höhepunkt des Treffens - die traditionelle Matinee. Es waren gut 120 Besucher erschienen. Da in diesem Jahr die "Ortulfinen" die Gestaltung übernommen hatten, führten Liselotte Niklaus-Paschkowski und ihr Mann Dietlef durch das Programm. Den musikalischen Rahmen gaben das Bläser-Ensemble "Einbeck Brass" unter ihrem Dirigenten Martinus Klimkeit und das Kammermusik-Ensemble Einbeck der Mendelssohn-Musikschule Einbeck. Nach den Willkommensgrüßen folgte der literarische Teil. Ulla Lachauer las Ostpreußische lebensgeschichten mit Blick auf Ortelsburg vor. Im anschließenden Dialog mit Dietlef Niklaus spürte man die Atmosphäre von Ortelsburg. Alle Besucher waren tief ergriffen von dem Thema, das sowohl von der Vertreibung, der gegenwärtigen Bevölkerung in Ortelsburg (Szcytno) sowie dem Versuch von Verständigung und Aufarbeitung im Hinblick auf das Zusammenleben innerhalb Europas handelte. So mancher Besucher wischte sich verstohlen Tränen aus den Augen. Ulla Lachauer hatte es verstanden, alle in ihren Bann zu ziehen - unterstützt von Lm. Niklaus. Am Ende der Veranstaltung dankte Lm. Zabel allen, die bei der Gestaltung dieser drei "Festtage" mitgewirkt hatten. Er sprach die Hoffnung auf ein gesundes Wiedersehen im nächsten Jahr (24.-26. September) in Bad Harzburg aus.