PAZ
Zeitung

Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt   Aus den Heimatkreisen   Ortelsburg   2006

11. Februar

Busreisen 2006 in die Heimat - Die Heimat ist immer eine Reise wert, besonders, wenn sie von erfahrenen Mitgliedern der Kreisgemeinschaft organisiert und durchgeführt wird. Für die nachstehend aufgeführten Busreisen sind noch Plätze frei. Anmeldungen wie im Heimatboten aufgeführt. Busreise in den Kreis Ortelsburg vom 18. Mai bis 27. Mai begleitet von Helene Deptolla. Die Hinreise führt über die A2 Hannover - Berlin - Frankfurt / Oder, Zwischenübernachtung im Hotel "SEN" in Swiebodzin. Am nächsten Tag weiter über Thorn, Neidenburg nach Ortelsburg, Hotel "Lesna". Am nächsten Tag besteht die Möglichkeit, an der 100-Jahrfeier der Schule in Klein Jerutten teilzunehmen oder den Tag frei zu gestalten. In den folgenden Tagen abwechslungsreiches Programm mit Ausflügen nach Lyck (Eisenbahnmuseum, Fahrt mit der Schmalspurbahn), Niedersee, Freilichtmuseum bei Hohenstein, Allenstein, Straussenfarm bei Diwitten, Frauenburg, Schiffsfahrt übers Frische Haff, Stakpartie auf der Krutinna, Nikolaiken. Die Rückreise über die gleiche Strecke wie die Hinreise. - Busreise der Kreisgemeinschaft über Stettin und Danzig nach Ortelsburg vom 2. Juli bis 11. Juli begleitet vom Kreisvorsitzenden Edelfried Baginski und Christel Sender. Hinreise über die A2 bis Berlin, weiter A1O nach Stettin (Übernachtung). Am nächsten Tag nach Stadtrundfahrt in Stettin weiter nach Danzig mit Übernachtung und Stadtbesichtigung. Weiter zur Marienburg - Mohrungen nach Ortelsburg Hotel "Lesna". In den folgenden Tagen reichhaltiges Ausflugsprogramm, wobei selbstverständlich individuelle Unternehmungen möglich sind. In Ortelsburg kann das Heimatmuseum besichtigt und der Rathaus-turm bestiegen werden. Vorbereitet sind unter anderem die Fahrt zum "Oberlandkanal" mit Schiffsfahrt über die fünf Rollberge, Besuch der Straußenfarm in Diwitten mit Kutschfahrten und Darbietungen einer Tanzgruppe; Schiffahrt von Niedersee nach Nikolaiken, Kaffee und Kuchen in Zondern-Sadry mit Besichtigung eines Bauernmuseums, Besuch Freilichtmuseum Skansen bei Hohenstein, Allenstein, Kaffeenachmittag mit dem deutschen Kulturverein in Ortelsburg mit Singen von Volksliedern; am Ende Grillabend mit Auftritt der masurischen Volkstanzgruppe "Warmia". Rückreise über Thorn (Altstadtbummel), Posen zum Hotel "SEN" (Zwischenübernachtung) und am nächsten Tag über Frankfurt/Oder zurück ins Ruhrgebiet. - Busreise nach Kobulten Kreis Ortelsburg vom 3. Juli bis 16. Juli mit drei Übernachtungen in Kolberg auf der Rückreise, begleitet von Renate Antoniewski. Hinfahrt über Lichen (bei Gnesen), Übernachtungen dann nach Kobulten mit den Übernachtungen bei Gastfamillen. Das vielfältige Programm in Kobulten ist ähnlich wie bei den beiden anfangs angegebenen Reisen. Ab 11. Tag drei Tage Kolberg (bedeutender Ostsee-Kurort) und von dort nach Hause.


08. April

Sitzung des Ortelsburger Kreistag - Der Kreisvertreter konnte 32 Teilnehmer auf der Jahressitzung begrüßen. Nach der Totenehrung folgten die Rechenschaftsberichte. Der Kreisvertreter zitierte aus den Grundlagen für die Heimatarbeit (Satzung und Leitfaden der LO) und ging dann kurz auf unser Heimattreffen, Busreisen in die Heimat, die Ergänzung unserer Heimatliteratur sowie auf die Heimatstube nebst Archiv in Herne ein. Unverändert ist es unsere Aufgabe, den bestand des deutschen Kulturvereins "Heimat" in Ortelsburg zu sichern, zu bewahren und zu fördern und erwähnte die zum Teil kostenaufwendigen Unterstützungsmaßnahmen sowohl für den Verein als auch für die Lazarus-Station und die evangelische Kirche. Detailliert ging er auf die Zusammenarbeit mit den polnischen Repräsentanten und Behörden in der Heimat ein. Die Benennung des Parks in Ortelsburg nach seinem Stifter Richard Anders ist an der negativen Stellungnahme des polnischen "Landrates für das Gedenken an Kampf und Märtyrertum" gescheitert. Für den beantragten Gedenkstein ("Denkmal der Versöhnung" steht die Entscheidung noch aus, obwohl nach allen Informationen die Erfolgsaussichten gering sind. Gepflegt werden die Verbindungen zu einigen polnischen Schulen in Stadt und Kreis Ortelsburg. Die LO ist wieder gemeinnützig. Sie ist dabei, ihre Organisation zu straffen. Überlegungen des Vorstandes der Kreisgemeinschaft (KG) gehen in die gleiche Richtung. Die Errichtung des "Zentrums gegen Vertreibungen" in Berlin verdient jede Unterstützung. Erfreulich ist die Verbindung zur Patenstadt Herne sowie zum Fallschirmjägerbataillon 373 ("Kameradschaft der Yorckschen Jäger und Fallschirmjäger"), welches demnächst nach Seedorf verlegt wird. Sorgen bereitet der fehlende Nachwuchs in der KG. Abschließend dankte der Vorsitzenden allen, die sich um die KG verdient gemacht haben. Besonders erwähnte er den Kreisausschuß, den Schriftleiter Alfred Denda, Ewald Grzanna (Bücherversand) und Willi Becker mit den Aufsichten in der Heimatstube.

Anschließend trug die Schatzmeisterin, Helga Frankiewicz, die Daten des Jahreshaushalts 2005 vor. Erfreulicherweise sind die Zuwendungen (Spenden) im vergleich zum Vorjahr um über 7000 Euro gestiegen. Die größten Ausgaben betrafen den Heimatboten, die Heimatliteratur sowie die Unterstützung und die Arbeit der Heimat. Die Gegenüberstellung der Einnahmen und der Ausgaben ergaben einen Verlust von über 4000 Euro, der den Rücklagen entnommen wurde. Der Schriftleiter Alfred Denda berichtete, daß für den nächsten Heimatboten wieder genügend Beiträge vorliegen und dankte seinen Mitarbeitern im Redaktionsausschuß für die geleistete Arbeit. Er forderte alle Landsleute auf, sich weiterhin mit Beiträgen und Fotos, vor allem aus der deutschen Zeit, zu unterstützen. Die EDV-Aufnahme der Seelenlisten macht gut Fortschritte. Für die beiden Revisoren berichtete Erwin Syska über die durchgeführte Buch- und Kassenprüfung. Er lobte die Arbeit der Schatzmeisterin und empfahl die Entlastung des Vorstandes und des Kreisausschusses. Diese erfolgte einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen.

Anschließend ehrte der Vorsitzende Anna Kilimann, Christel Sender und Dieter Sender in Anerkennung ihres Einsatzes und der unermüdlichen Arbeit für die Heimat mit dem Verdienstabzeichen der LO. Die Terminübersicht für das Jahr 2006 wurde eingehend besprochen. Besonders zu erwähnen sind die Ausstellung "Somplatzki" im April in Ortelsburg, die Busreisen für die noch Plätze frei sind, die Ausstellung des "Zentrums gegen Vertreibungen" vom 10. August bis 29. Oktober 2006 im Kronprinzenpalais in Berlin sowie das Ostpreußische Landestreffen am 7. Oktober in Neubrandenburg.


05. August

Ortelsburger Heimattreffen - die sogenannten "kleinen Heimattreffen" liegen hinter uns. Dazu gehörten Altkirchen, Mensguth, Willenberg, Kobulten, Kl. Jerutten, Erben / Wildenau und Fröhlichshof sowie Eckwald. Alle diese Treffen waren gut besucht und geprägt von der Freude der Landsleute am Wiedersehen. Sie ließen die immerwährende Verbundenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihrer angestammten Heimat erkennen und das Bedürfnis, diese Wiedersehensfeiern auch künftig fortzusetzen. Ich danke an dieser Stelle den Initiatoren und Organisatoren sehr herzlich für ihre engagierte Arbeit. Nun liegt das große Ortelsburger Kreistreffen vor uns. Es findet am Sonntag, 17. September im Kulturzentrum unserer Patenstadt Herne statt. Daran werden unter anderem der Oberbürgermeister von Herne sowie deutsche und polnische Gäste aus Ortelsburg (Szczytno) teilnehmen. Alle Ortelsburger Landsleute rufe ich auf, dabeizusein, um zu beweisen, daß Ortelsburg noch lebt und unsere Heimat unvergessen ist. Ich bitte Sie, während der Feierstunde von 11.30 bis 12.30 Uhr um Ruhe und Aufmerksamkeit. Ich freue mich auf das Wiedersehen.


16. September

Treffen der ehemaligen Hindenburgschüler am 23. / 24. September 2006 in Bad Harzburg - Zum 50. Treffen lädt der Vorsitzende der Schülergemeinschaft Berwein sehr herzlich ein und hofft, daß die Beteiligung auf Grund dieses Jubiläums besonders rege sein wird. Die Schulzeit an unserer Hindenburgschule hat uns je nach Schuldauer mehr oder weniger geprägt und doch verbinden uns alle viele gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse, die es wert sind, nicht in Vergessenheit zu geraten. Als Gäste eingeladen sind auch die ehemaligen Schülerinnen der Ortulfschule, die nach dem Abschied von Lieselotte Niklaus-Paschkowski "heimatlos"

geworden sind. Über ihr zahlreiches Erscheinen würden sich die ehemaligen Schüler sehr freuen. Bei diesem Treffen soll auch entschieden werden, ob es das letzte dieser Art sein wird. Das Programm entspricht dem der vergangenen Jahre.


28. Oktober

Treffen der Ortelsburger Oberschulen - Für die "Vereinigung der ehemaligen Lehrer und Schüler der Hindenburgschule Ortelsburg" gab es in diesem Jahr etwas Besonderes. Die Vereinigung konnte das 50jährige Bestehen ihrer Vereinigung feiern. Am 19. Mai 1956 hatten sich 41 ehemalige Lehrer und Schüler in Hannover zusammengesetzt und unter der kräftigen Mitwirkung des ehemaligen Direx Dr. Max Meyhöfer beschlossen, sich künftig der Pflege ostdeutscher Kultur, der Tradition und der Gerechtigkeit zu widmen. Das war eine anspruchsvolle Aufgabe, insbesondere wenn man berücksichtigt, daß alle noch sehr jung waren und naturgemäß unter starker beruflicher Anspannung standen. Sie hatten mehr oder weniger ihre beruflichen Karrieren noch vor sich. Es ist wirklich erstaunlich, daß diese Vereinigung so lange und vor allem so gut diese große Zeitspanne überlebt hat.

Der Zusammenhalt der Schüler unterschiedlicher Jahrgänge - es handelt sich hier nicht um einen Klassenverband - war beachtlich. Eine große Rolle hat dabei mit Sicherheit die heimatlich Verbundenheit gespielt. Aber natürlich auch das, was die Schule ihnen mitgegeben hat, und die Aktivitäten der jeweiligen Vorstände. Diese waren häufig über lange Zeiträume tätig und verstanden es, die Gemeinschaft nicht nur am Leben zu halten, sondern auch damit zu füllen. Ende September trafen sich nun die Ehemaligen für ein paar Tage, wie schon seit 26 Jahren, in Bad Harzburg. Eingeladen waren natürlich auch die ehemaligen Ortulfschülerinnen, deren Gemeinschaft sich ja leider im vergangenen Jahr formell aufgelöst hatte, da kein Vorstand mehr gewählt werden konnte. Und es kamen auch noch viele, wenn auch nicht so viele wie im Vorjahr. Mit 24 "Mädchen" und 35 "Jungen" waren 59 Ehemalige angereist, von denen viele natürlich Angehörige mitgebracht hatten, so daß insgesamt rund 90 Personen sich im Kurhaus versammelten. Der Ablauf der Veranstaltung glich im wesentlichen dem, der sich in vielen Jahren bewährt hatte. Am Freitagabend begrüßten sich im Café des Kurhauses die früh Angereisten beim geselligen Beisammensein. Man spürte und hörte das Vergnügen, das sich einstellt, wenn alte Freunde sich nach einem Jahr wiedersehen. Der Frühschoppen am Sonnabendvormittag fand überwiegend auf der Terrasse des Kurhauses statt. Gute Gespräche bei einem Glas Wein oder Bier mit Blick auf den Kurpark oder den Burgberg. Am Nachmittag gegen 15 Uhr begann dann die Jahreshauptversammlung der Hindenburger, während die Ortulfschülerinnen sich zum Kaffeeplausch zusammenfanden. Der Vorsitzende Willi Berwein begrüßte die "Jubilare", insbesondere Hans Dyck (Jahrgang 1921), den ältesten Teilnehmer und mit Barbara Filipiak den Ehrengast aus Ortelsburg (Szczytno). Sie ist Deutschlehrerin unter anderem an der Schule im ehemaligen Gebäude der Hindenburgschule. Sie trägt wesentlich bei zur Vertiefung der Kontakte zwischen den ehemaligen und den neuen Schülern.

Zum Gedenken an die im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder erhoben sich die Anwesenden. Schatzmeister Erwin Syska berichtete über Entwicklung und Stand der Finanzen. Er wies darauf hin, daß im Augenblick der Spendeneingang nicht ganz die laufenden Ausgaben abdeckt. Er dankte für die zum Teil sehr großzügigen Spenden und rief dazu auf, in den Spendenaktivitäten nicht nachzulassen. Kassenprüfer Horst Czeranski bescheinigte das ordnungsgemäße Finanzgebaren und beantragte die Entlastung des Vorstandes, die auch einstimmig erteilt wurde. Barbara Filipiak richtete Grüße ihrer Schule und ganz besonders der Direktorin aus, die ursprünglich der Einladung folgen wollte, dann aber leider absagen mußte. Sie berichtete von einer geplanten Feier zum 50jährigen Bestehen der Schule, zu der auch Vertreter der ehemaligen Oberschülerinnen und Oberschüler geladen seien. Die offizielle Einladung werde sie später übergeben. Edelfried Baginski berichtete dann ausführlich aus der Arbeit der Kreisgemeinschaft. Das Hauptkreistreffen am vorangegangenen Wochenende sei mit mehr als 1000 Teilnehmern ein großer Erfolg gewesen. Die relativ guten Beziehungen zur Heimatstadt kommen in der Teilnahme der doch recht großen Delegation aus Ortelsburg (Szczytno) zum Ausdruck. Der Bürgermeister richtete Grüße an die in Herne versammelten Ortelsburger. Das gibt Hoffnung, daß künftig auch Probleme gelöst werden können, die in der gegenwärtigen Situation etwas sperrig sind. Weitere Punkte waren die Aktivitäten der "Kameradschaft Yorckscher Jäger und Fallschirmjäger" sowie die Sozialarbeit der Kreisgemeinschaft. Nicht ausgespart wurde ein Blick auf die augenblickliche politische Konstellation, die verschiedentlich Anlaß zu teilweise polemischen Äußerungen gab.

Der Vorstand gab einen Überblick über die übliche Routinearbeiten und berichtete über die Reise nach Ortelsburg im Juni dieses Jahres auf Einladung der Gemeinschaftsschule Nr. 2. Man wurde vorzüglich betreut, wohnte im Schulhotel und erlebte einen vorwiegenden von Schülern gestalteten Europa-Tag. Vorletzter Punkt der Tagesordnung war - auch schon fast Routine - die Frage nach dem Weiterbestehen der Vereinigung. Nach längerer Debatte wurde beschlossen: Wir machen weiter und bleiben in Bad Harzburg. Der Vorstand wurde beauftragt, die Möglichkeiten im Ort zu eruieren und ein neues Konzept, ein wenig reduziert, zu entwickeln. Zum Abschluß der Jahreshauptversammlung wurde allen ehemaligen Schülern zur Erinnerung an dieses Jubiläum eine Alberte überreicht. Nach dem traditionsgemäßen geselligen Abend im Café des Kurhauses en-dete das Treffen in Bad Harzburg am Sonntagmorgen mit der ebenfalls schon Tradition gewordenen Matinee. Musikalisch umrahmt wurde dieses durch Klaus Schneider (Flügel) und seinen Streicherfreunden Renate Bury-Uhlendorf und Jochen Uhlendorf. Die Musiker schlugen einen Bogen vom Barock über Klassik und Romantik zur Moderne. Frau Filipiak überbrachte die Grüße ihrer Schule und übergab eine Einladung zur Teilnahme an der Feier zum 50jährigen Bestehen der Schule in Ortelsburg (Szczytno). Auch Edelfried Baginski überbrachte Grüße und Wünsche der Kreisgemeinschaft für alle ehemaligen Schüler der Ortelsburger Oberschulen.

Der Vorsitzende Berwein sprach über "Der Blick zurück auf mehr als 50 Jahre", bei diesem Jubiläum ein naheliegendes Thema. Damit ergänzte er den Beitrag in der kleinen, als "Ortelsburger Zeitung" bezeichneten Jubiläumsschrift, die in das Veranstaltungsprogramm eingelegt war. Festredner war Dr. Andreas Kossert, der den Titel seines letzten Buches: "Ostpreußen - Geschichte und Mythos" als Thema gewählt hatte. Dr. Kossert ist ein guter Redner, und so lauschten alle aufmerksam seinen Ausführungen, was man bei diesem Thema ohnehin erwarten konnte. Er erinnerte an die seit Jahrhunderten multiethnische Besiedlung dieses Teiles von Mitteleuropa. Dementsprechend haben sich auch die kulturellen Eigenarten und das Brauchtum entwickelt. Erst die in den vergangenen Jahrhundert entstehenden Nationalismen in allen angrenzenden Ländern haben zu der Katastrophe geführt, mit deren Bewältigung wir noch lange zu tun haben werden. Daran muß man arbeiten, auf allen Seiten, und das ohne Scheuklappen und Tabus. Nachdem Liselotte Niklaus-Paschkowski den nunmehr endgültigen Abschiedsgruß der "Gemeinschaft der ehemaligen Schülerinnen der Ortulfschule" und den Dank für die guten Zusammenarbeit überbracht hatte, dankte der Vorsitzende allen Beteiligten und Anwesenden für das gute Gelingen dieses Treffens. Besonders dankte er Liebgard Grabosch für die vielen kleinen Immortellensträußchen, in diesem Jahr in Masuren gepflückt und nun auf den Tischen liegend. Jeder durfte sich eins nehmen. Lm. Berwein verabschiedete die Teilnehmer und lud alle - einschließlich der Ortulfschülerinnen - ein, zum nächsten Treffen am 28. / 29. September 2007 wieder nach Bad Harzburg zu kommen.


04. November

Kreistreffen in Herne - 60 Jahre nach Flucht und Vertreibung, aus der uns angestammten Heimat Ortelsburg und Ostpreußen bezeugen immer noch Tausende unserer Landsleute ihre feste Verbundenheit mit der Heimat und ihre Zusammengehörigkeit als eine Schicksalsgemeinschaft. So konnte der Kreisvertreter Edelfried Baginski zu Beginn der Feierstunde im Herner Kulturzentrum mehr als 1000 Besucher begrüßen. Unter ihnen waren die Bürgermeisterin Erika Wagner von der Patenstadt Herne in Vertretung des verhinderten Oberbürgermeisters Horst Schiereck, aus Ortelsburg (Szczytno) der Bürgermeister Pawel Bielinowicz mit seiner Frau, der stellvertretende Landrat Szubka und der Schuldirektor Dr. Kudrzycki, die Abordnung des deutschen Kulturvereins "Heimat" mit dem Vorsitzenden Edmund Kucinski. Besonders begrüßt wurden auch der frühere Kreisvertreter Wilhelm Geyer, die ehemalige Bürgermeisterin Helga Höffgen sowie die Vertreter unserer schlesischen Schicksalsgefährten, Bärbel Gräsner und Siegfried Töpfer. Weiterhin Landsleute die aus den USA und Kanada angereist waren. Andere Eingeladene wie Ingrid Fischbach (MdB), Landrat Andrzej Kijewski und Else Ritzenhoff ließen Grußworte übermitteln. Nach einem musikalischem Intermezzo hielt der Kreisvertreter seine Ansprache. Themen waren Heimatliebe, Patriotismus, Flucht und Vertreibung sowie der Neubeginn im freien Teil Deutschlands, wobei er mit Dankbarkeit feststellte, daß die Stadt Herne in den vergangenen Jahrzehnten unabhängig vom Wechsel der verantwortlichen Personen stets zu der Patenschaft zu den Ortelsburgern gestanden hat.

Zu unseren Bemühungen um Versöhnung und Zusammenarbeit mit den heutigen Bewohnern Ortelsburgs (Szczytno) führte er die Anwesenheit der polnischen Gäste als einen Beweis an, daß der gute Wille auf polnischer kommunaler Ebene dazu vorhanden ist, auch wenn es Kräfte gibt, die dieser von uns gewünschten Aussöhnung ablehnend gegenüberstehen. "Es wäre ein sichtbares Zeichen der Versöhnung, wenn sich Deutsche und Polen gemeinsam der Vertreibung und ihrer Opfer erinnern, denn auch Polen sind vertrieben worden. Der von uns angestrebte Gedenkstein in Ortelsburg wäre ein Symbol für eine bessere gemeinsame Zukunft, denn Erinnerung und Trauer sind nach diesem Zeitablauf von 60 Jahren kein Hindernis, sondern Voraussetzung für einen freundschaftlichen Neubeginn". Im letzten Teil seiner Rede beschrieb und begründete er die Langelebigkeit und Vitalität unserer Kreisgemeinschaft. Dabei erwähnte er die Heimattreffen, den Ortelsburger Heimatboten, die Heimatstube in Herne, die Heimatliteratur, die immer noch erweitert wird, die zahlreichen Reisen in die Heimat und die Hilfe und Unterstützung unserer deutschen Schwestern und Brüder in der Heimat. Nach einem gemeinsamen Lied und dem Gedichtvortrag von Helga Frankiewicz, sprach der 2. Vorsitzende Dieter Chilla die Totenehrung - begleitet durch ein Trompete mit dem Lied vom guten Kameraden.

Die Bürgermeisterin Erika Wagner begrüßte die Anwesenden und dabei besonders die deutsche und polnische Abordnung aus Ortelsburgs (Szczytno). Sie zeigte sich beeindruckt von der Lebendigkeit und dem Zusammenhalt der Ortelsburger Kreisgemeinschaft. Der Verlust der Heimat war eine traumatische Situation, die nur jene allein ermessen können, die es miterlebt haben. Lobend betonte sie die Intensität der Paten-schaft, die auch künftig nicht nachlassen sollte, wobei Heimat-stube, Martin-Opitz-Bibliothek und die Heimattreffen immer wieder Gelegenheit zum Aus-tausch und zur Begegnung bieten. Sie begrüßte den Dialog mit dem heutigen Ortelsburgs (Szczytno) über die Geschichte, über leidvolle Erfahrungen und den Willen, gemeinsame Wege in eine friedliche Zukunft zu gehen. Dabei zitierte sie aus der Rede des Bundespräsidenten zum "Tag der Heimat" in diesem Jahr. Sie schloß mit den Worten: "Und ich hoffe, Sie fühlen sich hier so wohl wie zu Hause und daß dem diesjährigen Kreistreffen in Herne noch viele weitere folgen werden".

Anschließend dankte Edmund Kucinski der Kreisgemeinschaft für die Einladung zum Kreistref-fen und für die langjährige Unterstützung des deutschen Kulturvereins "Heimat" und der deutschen Landsleute. Nach ihm sprach Bürgermeister Bielinowicz Grußworte, übersetzt durch Herrn Kwoka von der Martin-Opitz-Bibliothek. Er überbrachte im Namen der Einwohnerschaft des "Ortelsburger Landes" herzliche Grüße und lud die Ortelsburger zu Besuchen ihrer Heimat ein. Unter anderem sagte er, daß der Bau eines gemeinsamen Europas in den Herzen anfängt. Auf solchen Fundamenten wächst dann das Gebäude der Versöhnung, Zusammenarbeit und gegenseitige Achtung. Kinder, Jugend und Studenten des Lehrerkollegs nehmen an vielen internationalen Treffen teil, sie haben inzwischen Kollegen und Freunde in Rathenow, Bad Kreuznach, Braunschweig und anderen Orten. Dazu passend wurde am Vortag, zwischen dem Herner Bürgermeister Dr. Uli Paetzel und dem Bürgermeister von Ortelsburg (Szczytno), Herrn Bielinowicz, eine möglichst rasche Unterzeichnung der Partnerschaft der Städte vereinbart. Er bedankte sich für die Einladung sowie den herzlichen Empfang und lud zu einem Wiedersehen nach Ortelsburg (Szczytno). Nach einem weiteren Lied sprach Dieter Chilla die Schlußworte. Er dankte allen, die an dieser eindrucksvollen, festlichen Veranstaltung mitwirkten, und nannte dabei unter anderem die Original Resser Musikanten, die Mitarbeiter der Stadt Herne sowie Willi Becker und seine Mannschaft. Kritisch vermerkte er den scharfen Ostwind, der den Vertriebenen in den vergangenen Wochen aus dem politischen Polen entgegenwehte. Das hat ihn und auch viele der nach dem Krieg geborenen Generation irritiert, die sich seit Jahrzehnten in den verschiedensten Einrichtungen aktiv um Völkerverständigung zwischen Deutschen und Polen bemüht haben. Bezugnehmend auf den US-amerikanischen Bürgerrechtler und Friedensno-belpreisträger Dr. Martin Luther King mit den Worten "Ich habe einen Traum", beschrieb Chilla seine Vorstellungen von einer guten Zukunft der Kreisgemeinschaft und damit aller Vertriebenen. Alles dafür Nötige zu unternehmen, dieses Ziel zu verwirklichen, gilt auch die Arbeit der Kreisgemeinschaft. Eine grenzüberschreitende, völkerversöhnende Arbeit - dies ist einer der Gründe für die Treffen, aber auch um Gemeinsamkeiten zu erleben, zu schabbern und plachandern.

Danach wurde zunächst für das leibliche Wohl gesorgt. Reger Betrieb herrschte an den Bücherständen und der Fotoausstellung im Foyer. Lm. Goetz stellte eine CD mit von ihm komponierten Liedern mit dem Titel "Heimatgedanken" vor, die auf einiges Interesse stieß. Die frohe Wiedersehensfeier dauerte bis 18 Uhr, als auch die letzten Heimattreuen den Saal verließen mit dem Vorsatz: im kommenden Jahr wieder am 16. September dabei zu sein. Die polnischen Gäste und der Kreisvorsitzende wurden am Montag noch vom Oberbürgermeister Horst Schiereck zu einem freundschaftlichen Gespräch empfangen, bevor sie die Heimreise antraten.